Wie das Smartphone die Gehirnleistung reduzieren kann

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Ob in der Arbeit, in der Straßenbahn, auf der Toilette oder im Auto – das Smartphone ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.

Psychologen der Uni Texas haben nun aber herausgefunden, dass schon die bloße Anwesenheit des eigenen Handys die kognitiven Fähigkeiten und die Konzentrationsfähigkeit in hohem Maße herabsetzt – und das sogar, wenn Klingelton und Vibrationsalarm ausgestellt sind.

Für die groß angelegte Studie wurden fast 800 Teilnehmer auf die Probe gestellt. Diese sollten ihr stumm geschaltetes Smartphone entweder umgedreht neben sich auf den Tisch, in eine Tasche oder in einen anderen Raum legen. Danach mussten die Teilnehmer der Studie eine Reihe an Aufgaben am Computer lösen, die den Forschern zeigen sollten, wie gut die Speicherung und Verarbeitung von Informationen im Gehirn der Probanden unter diesen Umständen funktionierte.

Jene Studienteilnehmer, deren Smartphone in einem anderen Raum lag, schnitten durchwegs am besten ab. Viel schlechter schlugen sich hingegen die Probanden, die ihr Smartphone in Griffweite am Tisch liegen hatten. [1]

Ständige Störungen: Wir können uns nicht mehr richtig konzentrieren

Im Schnitt sind es gerade einmal elf Minuten am Stück, so eine Untersuchung von Computerwissenschaftlern der University of California in Irvine, die wir uns im Arbeitsalltag einer Aufgabe widmen können, bevor z.B. ein Anruf, eine E-Mail oder eine Nachricht im Messenger uns stört. Das Gehirn kann diese vielen Informationen aber nicht mehr optimal verwerten, sodass auch die Arbeitsleistung des Menschen nachlässt.
Der amerikanische Psychiater Edward Hallowell nennt dieses Phänomen „Attention Deficit Trait“ – kurz ADT. Den Begriff ADT hat er in Anlehnung an die vor allem bei Kindern bekannte Aufmerksamkeitsdefizitstörung namens ADHS gewählt. Dies hat einen bestimmten Grund: Die intensive Mediennutzung verursacht ADHS-ähnliche Symptome. Von ADT betroffene Personen klagen ebenfalls über Konzentrationsprobleme, eine ziemlich kurze Aufmerksamkeitsspanne sowie geringe Frustrationstoleranz. [2]

Smartphones in der Schule.

Angesichts der wachsenden Anforderungen, die von der Gesellschaft und im Berufsleben an den modernen Menschen gestellt werden, erscheint es also als sehr bedenklich, wenn die Gehirnleistung abnimmt bzw. dermaßen stark eingeschränkt wird – und dies nur durch ein rechteckiges Elektro-Gerät, dessen Existenz man vor 15 Jahren noch nicht einmal herbeiahnte.

Hier stellt sich dann natürlich die Frage: Wie wirkt sich dieser Umstand auf Kinder aus, auf noch ungeformte, sich im Wachstum und der Entwicklung befindliche Individuen?

Smartphone-Nutzung und der Rückgang der Gehirnleistung bei Kindern

Die Leidtragenden sind – wie so häufig in unserer vernetzten, schnelllebigen Zeit – die Kinder. Zwischen null und zwei Jahren wächst das Gehirn eines Kindes um die dreifache Größe an. Es entwickelt sich rapide bis zum 21. Lebensjahr weiter. Die frühe Entwicklung des Gehirns wird durch Impulse aus der Umwelt beeinflusst. Wenn Du Dir in Erinnerung rufst, was ich Dir zuvor über ADT erzählt habe, kannst Du Dir vorstellen, welche Auswirkungen die ständige Smartphone-Nutzung auf ein Gehirn im Wachstum bzw. in der Entwicklung hat. Es kann, sogar noch in viel stärkerer Form als beim Erwachsenen, zu Aufmerksamkeitsdefiziten, eingeschränkten ausführenden Funktionen, kognitiven Verzögerungen, verminderter Lernfähigkeit sowie wachsender Impulsivität und sinkender Fähigkeit der Selbstregulation kommen.

Auch auf die Bereitschaft, Gewalt auszuüben, kann das Smartphone und andere digitale Medien einen entscheidenden Einfluss haben. Mediale Inhalte, die Gewalt zum Thema haben, können Aggressivität bei Kindern verursachen. Kinder werden durch die heutigen Medien, auch durch den Fernseher, zunehmend mit sexueller und/oder physischer Gewalt konfrontiert. In den Vereinigten Staaten wurde mediale Gewalt als „öffentliches Gesundheitsrisiko" in Hinblick auf den enormen Einfluss von medialer Gewalt auf die Aggressivität bei Kindern eingestuft.

Es kann zudem zu einer Art „digitaler Demenz“ kommen: Der hohe Konsum von medialen Inhalten führt demnach nicht nur zu Konzentrationsschwächen, sondern auch zu schlechtem Erinnerungsvermögen. Dies verursachen Störungen in den neuronalen Bahnen des vorderen Gehirnkortexes. Schwache Auffassungsgabe, Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und schlechtes Erinnerungsvermögen gehören bekanntlich nicht zu den Eigenschaften, die einem Kind das Lernen erleichtern.

Smartphone-Nutzung lässt das Gehirn schrumpfen

Unser Gehirn verändert sich durch jede Art der Beanspruchung. Die Neurowissenschaftlerin Eleanor Maguire hat einige Studien dazu durchgeführt. Sie hat im MRT sichtbar gemacht, dass bei einem Taxifahrer der Bereich im Gehirn, der für das Abspeichern von Orten und Neuigkeiten zuständig ist, größer ist als gleiche Bereiche bei privaten Autofahrern. Durch das Training wächst demnach der angesprochene Hirnteil, in diesem Fall der Hippocampus – wie beim Muskelwachstum also. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass das Areal schrumpfen kann, wenn es vernachlässigt wird.

Ähnlich wirkt sich auch die Nutzung digitaler Medien auf unser Denkorgan aus. Das Lesen von Online-Texten führt zu oberflächlichem Lernen und hastigem Denken – man überfliegt die Texte ja meist nur. Durch die Überfrachtung mit Reizen werden –im Gegensatz zum Lesen eines Buches – die neuen Informationen erst gar nicht im Langzeitgedächtnis abgelegt. [3]

Kein Smartphone mehr? Schlechte Laune ist vorprogrammiert

„Unsere Arbeiten haben gezeigt, dass starke Internetnutzer negative Stimmungsschwankungen erleben, wenn sie mit dem Surfen aufhören“, sagt Phil Reed, Professor für Psychologie an der Swansea University in Wales.

Was macht diesen scheinbar unbändigen Reiz aus, ständig aufs Handydisplay zu starren?

Wissenschaftlich gesehen gibt es zwei „Denkschulen“, die zu erklären versuchen, warum das Internet einen suchtgefährdenden Charakter hat.
Zum einen ist die Internetnutzung unmittelbar und selbstbelohnend. Man findet Dinge sofort, bekommt Belohnungen, kann Ereignisse in Echtzeit verfolgen, seine Meinung teilen, Gleichgesinnte finden.
Smartphones machen das Internet noch leichter und schneller zugänglich. Immer und überall.
„Manchen Menschen ermöglicht es, aus der Realität zu fliehen“, sagt der Psychologe Reed.
Auch leere Momente lassen sich etwa mit der Nutzung des Smartphones füllen – z. B. wenn man gerade auf den Bus wartet. [4]

Unser Gehirn in ständiger Alarmbereitschaft

"Zustand fortgesetzter partieller Aufmerksamkeit", so nennt der amerikanische Neurowissenschaftler Gary Small eine Situation, die auch viele erwachsene Computer– und Smartphone-Nutzer kennen: Das Gehirn befindet sich dabei in dauernder Alarmbereitschaft und hält dabei ständig Ausschau nach einem neuen Kontakt oder einer spannenden Neuigkeit - hat jedoch keine Zeit zur Reflexion dieser Neuigkeit. Besonders Jugendliche, deren Gehirn noch nicht vollständig entwickelt ist, können auf diese Weise zu "Stimulus-Junkies" werden, um etwa Gefühlen wie Langeweile oder Liebeskummer auszuweichen. [5]

Eine Dauerbefeuerung mit Informationen versetzt das Gehirn in ständige Alarmbereitschaft.

Das Gehirn passt sich dieser Dauerbefeuerung mit Informationen und Reizen an. Dass dabei, wie vorher schon einmal erwähnt, eine der wichtigsten Kommandozentralen gleich hinter der Stirn massiv darunter leiden kann, bestätigt auch Prof. Gerald Hüther, Neurobiologe aus Göttingen. Der frontale Cortex sei gefährdet – mitunter die „interessanteste Region im menschlichen Hirn überhaupt“. Dort liegen unter anderem die Netzwerke, mit deren Hilfe wir uns in andere Menschen hineinversetzen können (also empathisch sein können), Handlungen vorausplanen und von wo aus unsere Frustrationstoleranz gesteuert wird.

Und genau hier zeigen aktuelle Untersuchungen immer häufiger, dass die Gruppe der jungen Leute, die in hohem Maße mit Multitasking-Smartphone- und Computer-Beschäftigungen unterwegs sind, Probleme haben, diesen Frontalcortex aufzubauen und zu verschalten. Das Stirnhirn leidet also sehr unter der permanenten Reizüberflutung und dem Ausmaß sprunghafter Aufmerksamkeit. [6]

Bücher lesen: Eine sinnvolle Beschäftigung für Kinder und Erwachsene

Um diese „Verkümmerung“ des frontalen Cortex wieder auszugleichen, empfehlen Neurowissenschaftler das Lesen von Büchern – ganz egal ob Belletristik oder Sachbuch.

Regelmäßiges Lesen verbessert laut Forschern (und das nicht nur bei Kindern) den Signalaustausch zwischen verschiedenen Hirnregionen. Auch Erwachsene können davon hochgradig profitieren: Studien zeigen demnach, dass Lesen die durch die Smartphone-Nutzung häufig abhanden gekommene Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, wieder stärkt und zudem dabei hilft, bei der Sache zu bleiben. Auch ältere Menschen, die viel lesen, bleiben länger geistig fit und neigen weniger zu Alterserkrankungen des Gehirns, wie beispielsweise Demenz.

"Die Fähigkeit zu lesen verändert das Gehirn", unterstreicht auch Stanilas Dehaene, Hirnforscher am Collège de France in Paris. Das Entziffern einzelner Wörter aktiviert zahlreiche Gebiete in unserem Kopf - vor allem in der linken Hirnhälfte. Beim Lesen von Geschichten in Romanen wird im Gehirn das fiktive Geschehen simuliert, z.B. wie sich die Romanfiguren verhalten.

Der regelmäßige Konsum von Belletristik kann daher mit verbesserten sozialen Fähigkeiten einhergehen. Eine Untersuchung kanadischer Psychologen der University of Toronto aus dem Jahr 2006 widmete sich genau diesem Thema: Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass Probanden, die gerne Belletristik lasen, besser bei einem Empathie-Test abschnitten. [7]

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Quellenangaben:

[1] https://www.welt.de/kmpkt/article165951534/So-negativ-beeinflusst-dein-Handy-die-Gehirnleistung.html
[2]http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/tid-13038/informationsflut-und-staendige-erreichbarkeit-den-dauerstress-haelt-das-gehirn-kaum-aus-mediennutzung-veraendert-das-gehirn_aid_360265.html
[3]http://www.huffingtonpost.de/2016/05/13/kindern-smartphone-verbieten_n_9954190.html
[4] http://www.tagesspiegel.de/medien/digitale-welt/phubbing-trend-warum-wir-staendig-auf-das-smartphone-starren/10041432.html
[5] http://www.zeit.de/online/2009/17/reiz-zu-reiz/seite-2
[6]https://www.swr.de/odysso/wie-digitale-medien-unser-gehirn-veraendern/-/id=1046894/did=10170532/nid=1046894/1aglyyl/index.html
[7] http://www.spektrum.de/alias/neurowissenschaft/lesen-bildet-das-gehirn/1044326

 

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  • Wie das Smartphone die Gehirnleistung reduzieren kann

    Nein das ist ganz und gar nicht lustig, sondern eher erschreckend, denn niemand bezieht solche Artikel auf sich, auf Grund der abhanden gekommenen Empathie. Nach meinem Verständnis ist diese Stufe der Verdummung gewollt, also ganz gezielt auf Kinder gerichtet.
    Umso schöner finde ich die Themen hier im Regenbogenkreis und Eure Produkte natürlich.
    Danke das es Euch gibt.

  • Wie das Smartphone die Gehirnleistung reduzieren kann

    Hallo,
    schon lustig das bis jetzt kein kommentar gibt, ausser mich, bei so eine wichtige thema!
    die kinder im buss sind fast alle mit dem smartpfone beschäftigt, keinen siehet am fenster die schöne landschaft hier im witzenhausen u kaum redet mieinander ausser über was online gibt o im chat.
    richtig traurig finde ich.

  • Wie das Smartphone die Gehirnleistung reduzieren kann

    Ich probierte es aus. Ohne Smartphone unterwegs zu sein fühlt sich leichter an. Zur Kompensation nutze ich heute einen speziellen Chip.

    Smartphones an sich sind im Alltag hilfreich. Navi, E-Book-Reader, Musikplayer, Notizblock, Schnappschuss-Kamera, ICQ 2.0 (WhatsApp) und Telefon in einem Gerät.

    Verantwortungsvoller Umgang mit Technik ist wichtig. Das Hinterfragen von Fortschritt (neuer Technologien)

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