Verarbeitete Lebensmittel verändern unser Gehirn!

Wie kommt es, dass man trotz fester Vorsätze, eine gesunde Ernährungsweise einzuleiten, den süßen, schokoladenüberzogenen Stücken beim Lieblingsbäcker von nebenan erliegt? Und wieso bewirkt eine längere Umstellung auf gesunde, unverarbeitete Lebensmittel, dass das Bedürfnis nach süßen, salzigen und fettigen Versuchungen verschwindet? Sind wir eine gesunde, frische Ernährung mit viel Obst und Gemüse gewöhnt, dann verfeinern sich unsere Geschmacksknospen so sehr, dass beim Kosten eines konventionellen Tortenstückes das Genusserlebnis ausbleibt. Wir schmecken die Hauptbestandteile deutlich heraus und das Tortenerlebnis auf unserem Gaumen nimmt sich eher fahl aus, da das Objekt unserer einstmaligen Begierde uns plötzlich an einen zuckrigen Fettklumpen erinnert. Doch soweit muss man erst kommen!

Junk Food

Die optimale Kombination aus Salz, Zucker und Fett löst im Gehirn einen Heißhunger aus. Dieses Phänomen macht sich die verarbeitende Lebensmittelindustrie zunutze und bringt ganz bewusst süchtig machende Produkte auf den Markt.

Dessen ist sich auch die Lebensmittelindustrie bewusst, denn sie hat die Schwächen seiner Konsumenten genauestens unter die Lupe genommen und weiß, diese strategisch zu nützen. Hier steht nicht die Gesundheit der Menschen an erster Stelle, sondern das Ziel, den Einkäufer an sich zu binden – er soll immer wieder zurückkommen und immer mehr von dem angepriesenen Produkt erwerben. Mithilfe der Erkenntnisse aus der Lebensmittelforschung wurden Produkte, insbesondere verarbeitete Lebensmittel, entwickelt, die vor allem drei kritische Zutaten enthalten.

Die optimale Kombination von Salz, Zucker und Fett lässt das Essen unwiderstehlich schmecken und löst einen starken „Heißhunger“ innerhalb der Gehirnstruktur aus. Als Reporter der New York Times hat Michael Moss die Wissenschaftsgeheimnisse der Lebensmittelindustrie näher untersucht und ist zu der Quintessenz gekommen, dass Salz, Zucker und Fett die drei Säulen der verarbeitenden Lebensmittelindustrie sind.

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Paradoxerweise lehnt die Industrie das Wort „Sucht“ vehement ab, was jedoch nicht über die Tatsache hinwegtäuschen kann, dass ihre Forschungen ihnen die perfekte Zusammensetzung an Inhaltsstoffen gezeigt haben, die uns dazu bringt, mehr kaufen und essen zu wollen. Ganze Forschungsteams aus Chemikern, Physikern und Neurowissenschaftlern arbeiten daran, neuartige Nahrungsmittel zu entwickeln, die dazu führen, dass der Mensch seine Essgelüste nicht mehr stillen kann. Vielmehr wird mit jedem Bissen der Appetit weiter gesteigert. Doch nicht allein die unersättliche Lust wird geweckt, sondern es geschieht eine Veränderung in unserer Wahrnehmung –nämlich wie wir gegenüber gesunder Nahrung fühlen.

Einer Studie der „School of Medical Sciences“ (UNSW, Australien) zufolge kann exzessiver Verzehr von verarbeiteten Lebensmitteln das Verhalten verändern, die Selbstkontrolle schwächen sowie zu Überernährung und Fettleibigkeit führen.

In einer veröffentlichten Studie der Fachzeitschrift „Frontiers in Psychology“ haben Forscher die Entdeckung gemacht, dass Ratten, die mit verarbeiteten Lebensmitteln gefüttert werden, fettleibig werden und ihr Appetit auf gesunde Nahrung zurückgeht. Unter der Leitung von Professorin Margaret Morris brachten Experten jungen Ratten-Männchen bei, zwei verschiedene Klänge mit Aromen in Zuckerwasser zu assoziieren. Ein Aroma schmeckte nach Kirsche, das andere nach Traube.

Die Gruppe von Ratten, die mit einer gesunden Diät aufgezogen wurde, bekam die beiden Zuckerwasser vorgesetzt, die mit den Klang-Signalen verbunden wurden. Obwohl sie davon aßen und die Klang-Signale ihnen vertraut waren, reagierten sie nach kurzer Zeit nicht mehr auf diese. Dieses Enthaltsamkeits-Verhalten ist in den Tieren biologisch angelegt, um sie vor Überernährung zu schützen und eine gesunde Ernährungsweise zu fördern.

Eine andere Gruppe von Ratten wurde zwei Wochen lang mit einer „Diät“ ernährt, die angefüllt war mit Junk-Food, wie Keksen, Kuchen, Torten und Knödeln. Die Tiere nahmen 10 Prozent an Gewicht zu und ihr Verhalten änderte sich auffallend. Die Ratten wurden in ihrer Lebensmittelwahl gleichgültig und vermieden nicht länger den Klang, der ihnen den inzwischen wohlvertrauten Geschmack ankündigte. Die Studie kam zu der Schlussfolgerung, dass die Ratten ihre biologisch angelegte Vorliebe für natürliche und gesunde Nahrung verloren hatten.

Auch nachdem sie erneut auf eine gesunde „Diät“ gesetzt wurden, dauerte das Verhalten noch eine beachtliche Zeit an, sodass die Forscher zu der Annahme kamen, dass „Junk-Food“ dauerhafte Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns verursacht.

Obstherz

Ernähren wir uns frisch und gesund, werden unsere Geschmacksknospen so fein, dass die fettigen Süßigkeiten oder Junk Food nur noch ekelhaft schmecken und keinen Reiz mehr auf uns ausüben.

Im orbitofrontalen Kortex, wo das sekundäre Geschmackszentrum liegt, laufen Geruchs-, Geschmacks-, visuelle und somatosensomotorische Informationen zusammen, aus denen heraus das Verhalten des Menschen bestimmt wird. Außerdem hat dieser Bereich eine hemmende Kontrolle auf andere Hirnbereiche, um gegebenenfalls der Situation nach unpassende Handlungen zu unterdrücken. Die Lebensmittelindustrie hat gelernt, auf diesen Hirnbereich durch Zusatzstoffe einzuwirken und somit unsere Entscheidungsfindung sowie unser Verhalten zu beeinflussen.

Zu einer der wichtigsten Strategien zählt beispielsweise der „Crunch“-Faktor. Studien belegen nämlich, dass Menschen bei knusprigen Lebensmitteln die Assoziation erhalten, sie seien frischer, knackiger und damit wohlschmeckender.

Die Lebensmittelkonsistenz spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in Bezug auf unser Essverlangen. Wissenschaftler, die für Nestle arbeiteten, haben eine oval geformte Schokolade entwickelt, die im Mund weicher schmelzen sollte, als die handelsüblichen, rau-kantigen Tafeln. Solche Nahrungsschliffe und –veränderungen lassen sich nicht auf natürlichem Weg erzeugen und erfordern daher den Einsatz von künstlichen Zusatz- und Konservierungsstoffen, die dann wiederum in unseren natürlichen Körper gelangen, wo sie nicht hingehören.

Der Ernährungsexperte und Bestsellerautor Hans-Ulrich Grimm beschreibt in seinem Buch „Die Ernährungslüge - Wie uns die Lebensmittelindustrie um den Verstand bringt“, dass all diese zahlreichen, künstlichen Zusatzstoffe, die unter harmlosen Namen wie „natürliche“ oder „künstliche Geschmackszusätze“ zusammengefasst werden, einen verheerende Einfluss auf unser Gehirn nehmen. Diese industriell gefertigten und verarbeiteten Lebensmittel enthalten lauter Zusatzstoffe, mit welchen unser Körper nichts anfangen kann. Dazu zählen künstliche Konservierungs- und Farbstoffe, Geschmacksverstärker wie Glutamat, künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Stabilisatoren und viele andere. Zumeist verbergen sie sich in allen Nahrungsmitteln, die nicht von der Natur hervorgebracht wurden. Allgemein bekannt dürfte jedoch ihr Vorkommen in Fast Food und Imbissprodukten, Tütensuppen, Tütensaucen, Fertiggerichten, Fertigpizza, Kuchen-Fertigteigen, Soft Puddings, künstlichen Süßstoffen, Gummibärchen, Chips, Cola und Limonaden-Getränken sein. „Die industrielle Nahrungsproduktion hat den Lebensmitteln viele Nährstoffe, die lebenswichtig sind fürs Gehirn, ausgetrieben. Und statt dessen Chemikalien eingebaut, die ihm schaden“, beschreibt Hans-Ulrich Grimm die Hauptproblematik industriell hergestellter Nahrungsmittel. Da, wo künstliche Stoffe zum Einsatz kommen, wird die Natur in ihrer Ganzheit gestört und es kommt zu Mangelerscheinungen an essenziell wichtigen Stoffen wie Vitaminen, Enzymen, Antioxidantien und hochwertigen Fettsäuren, die in natürlicher Nahrung, in frischem Obst und Gemüse, Vollkorn sowie pflanzlichen Ölen vorkommen.

 Quellen: 

http://www.naturalnews.com/046787_junk_food_addiction_processed_foods.html
http://www.brennglas.com/artikel/hirnforschung-essen-wir-uns-dumm.php
http://www.gehirnlernen.de/gehirn/das-gro%C3%9Fhirn/die-gro%C3%9Fhirnrinde-neo-oder-isocortex/

 

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    Super Artikel! Danke dafür!
    Ernährung ist neben unserer inneren Entwicklung ein echt wichtiger Baustein für ein erfülltes und gesundes Leben. Nach dem Lesen dieses Artikels wurde mir wieder mal klar, dass sich die Art und Weise, wie wir Menschen unseren Körper mit Giften und Süchtigmachern zumüllen auch im Außen wieder zeigt: wir vermüllen und vergiften unseren Planeten Erde...
    Echt drastisch, wie es immer wieder zutrifft: so wie ich mich selbst behandle, gehe ich mit meiner Umwelt um.

  • Zusammenfassung

    Liebe Tina, wenn du solche Heißhungerattacken hast, speziell auf Zucker, kann das ein Hinweis auf Pilze im Darm sein, die sich von Zucker ernähren. Wenn du einmal eine Darmreinigung machst, werden diese Gelüste wahrscheinlich verschwinden. Herzliche Grüße, Randi vom Regenbogenkreis

  • Zusammenfassung

    das ist so schwer. Ich lebe so gesund, aber von Zucker/Schokolade und rauchen komme ich nicht weg.

    Rauchen ist ein emotionales Thema.

    Aber Schokoladeß warum habe ich mir grade wieder sinnlose Vollmilch-Waffelröllchen und eine Packung Erfrischungsstäbchen reingehauen, obwohl ich genau weiß, wieviele Konservierungs-Farbstoffe da drin sind die mein Körper nicht haben will und die schaden?
    Was machen bei solchem Heißhunger auf das verdammte Süße?

    Ich schaffs nicht aufzuhören.

  • Zusammenfassung

    Liebe Simone,
    wir empfehlen eine vollwertige, vegane Ernährung, auch für Kinder. Als Einstieg können wir dir das Kochbuch Vegane Kochkunst empfehlen.
    Herzliche Grüße an dich, Randi

  • Zusammenfassung

    Super Artikel. Ich lese alle Ihre Artikel mit viel Begeisterung und finde es sehr erschreckend, wie wir uns alle ernähren. Und vor allem die Lebensmittelindustrie uns suggeriert, was alles " so gesund" ist.
    Ich möchte sehr gerne meine Ernährung umstellen. Aber ich finde es sehr schwer einen gewissen Durchblick zu haben. Auch möchte ich gerne meine Kinder so gesund und natürlich wie möglich ernähren.
    Gibt es einige gute Tipps oder auch Bücher dafür?
    Ganz herzlichen Dank für die Infos! :)
    Es grüsst Sie
    Simone

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