Warum die Bienenpopulation zurückgeht und wie wir helfen können

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr.“

- Albert Einstein

Wie schon das Genie A. Einstein wusste, sind die Bienen für den Fortbestand der Erde von immenser Bedeutung. Umso dramatischer ist es, dass es über das letzte Jahrzehnt bis heute hinweg immer wieder zum Massensterben von ganzen Bienenvölkern kam und weiterhin kommt. Der Fachbegriff hierfür lautet Colony Collapse Disorder. Die Medien berichten darüber leider nur am Rande, so dass den wenigsten Menschen bekannt ist, wie es um das Leben der Bienen auf diesem Planeten derzeit bestellt ist. Wissenschaftler versuchen seit geraumer Zeit zu ergründen, wo die Ursachen liegen könnten; zu einer einhelligen Meinung gelangten sie bisher allerdings nicht.

Bienen

Bienen brauchen eine Vielfalt an Blumen und Blütenpollen, um gesund zu sein. Monokulturen führen zu einer Mangelernährung und machen sie anfällig für Krankheiten und Milbenbefall

Alleine im vergangenen Winter 2014/2015 wurden in Deutschland 30% Verluste verzeichnet. In konkreten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass, offiziellen Angaben zufolge, von rund 750.000 Bienenvölkern hierzulande 225.000 Völker nicht mehr existieren!

Als Hauptverursacher für das massenhafte Sterben der Bienen gilt unter Forschern die sogenannte Varroa-Milbe (Varroa destructor), die 1977 aus Asien nach Deutschland eingeschleppt wurde. Die Milbe ernährt sich vom Blut der Biene und kann auf diese Weise natürlich auch Krankheitserreger übertragen. Vermutet wird ebenfalls, dass über die Bisswunden eventuell Viren in den Körper der Bienen gelangen können. Sofern die Bienenvölker bei einem Befall durch besagte Milben nicht ausreichend behandelt werden, können diese vollständig zugrunde gehen. Es wird versucht, dem Milbenbefall mit möglichst umweltverträglichen Mitteln wie Ameisensäure oder Milchsäure beizukommen, was aber in der Vergangenheit nicht grundsätzlich erfolgversprechend bzw. erfolgreich war. Ein Allheilmittel gegen den Milbenbefall ist bisher nicht bekannt.

Selbstverständlich steht natürlich auch die Hand des Menschen wieder ganz oben auf der Liste möglicher Ursachen. Die Bienenvölker werden heutzutage durch die Landwirtschaft sehr stark beeinflusst. So werden teilweise ganze Bienenvölker samt ihrer Stöcke zum Bestäuben von einem Feld zum nächsten gefahren und unterliegen dabei außerordentlichen Stressfaktoren. Zumeist erwartet die Bienen zu allem Überfluss eine künstlich angelegte Monokultur. Jedes Kind weiß, dass Bienen Blumen benötigen, um ihr Überleben zu sichern. Die Blütenpollen dienen der eigenen und der Ernährung der Bienenbrut. Der Nektar liefert die nötige Energie, um das tägliche Arbeitspensum ableisten zu können. Die Bienen brauchen eine große Blumenvielfalt, um gestärkt ihrer naturgegebenen Aufgabe gerecht werden zu können. Dass eine Monokultur dieses nicht bietet, ist wohl selbsterklärend.

Ebenfalls einleuchtend ist, dass die Bienen aufgrund einer derartigen Mangelernährung an einem geschwächten Immunsystem leiden. Dies wiederum macht sie natürlich anfälliger für allerlei Krankheiten und besagten Milbenbefall.

In Bezug auf das Immunsystem sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass der von den Bienen produzierte Honig lebenswichtige Nährstoffe (Enzyme, Eiweiße, Mineralstoffe etc.) enthält, die die Bienen dringend zur Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit und zur Bewältigung der Winterzeit benötigen! Doch der Honig wird den Bienen durch die Menschen weggenommen und durch nährstoffärmeres Industriezuckerwasser ersetzt. Die natürliche Basis für die Stärkung des Immunsystems wird den Bienen hierdurch genommen.

Und wie sich jeder von Euch denken kann, spielen auch die durch Menschenhand erschaffenen Insektizide eine große Rolle. Diese Theorie unterstützt ebenfalls die EU-Lebensmittelbehörde EFSA, die im Jahr 2013 ein Gutachten veröffentlichte, in dem die Schädigungen der Bienen durch die Verwendung von Insektiziden bestätigt wurde. Ein „hohes und akutes Risiko“ sähe man im Zusammenhang mit folgenden Insektiziden: Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam, die zusammenfassend Neonicotinoide genannt werden. Die EU-Kommission untersagte daraufhin ab dem 01. Dezember 2013 für eine Dauer von 2 Jahren den Einsatz dieser Mittel, wogegen die Hersteller Bayer und Syngenta vor dem Europäischen Gerichtshof aktuell klagen. Die Untersagung für lediglich 2 Jahre erscheint in den Augen von Tierschützern natürlich als eine Farce. Große Tierschutzorganisationen, wie beispielsweise Greenpeace oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), stellen daher entsprechende Forderungen an die Regierung und die EU.

Bienen

Eine Biene auf Wohnungssuche im Insektenhotel

Bezugnehmend auf die Neonicotinoide gehen Forscher davon aus, dass sich diese negativ auf den Orientierungssinn, die Kommunikation und die Pollensammelfähigkeit der Bienen auswirken. Viele finden nicht zu ihrem Stock zurück, fressen nicht mehr und verenden irgendwo außerhalb ihres Volkes. Dadurch wird natürlich auch die Bienenbrut nicht ausreichend versorgt. Schon kleine Mengen beeinträchtigen das Nervensystem, wie ein Team der Freien Universität Berlin im Jahr 2014 herausfand. Die Bienen unternahmen weniger Flüge und mussten sich teilweise einen ganzen Tag lang nach dem Kontakt mit dem Gift erholen.

Eine weitere Ursache für das Massensterben der Bienen könnte die immer mehr zunehmende Funkstrahlung sein. Wissenschaftler an der Freien Universität Berlin haben in Zusammenarbeit mit Kollegen aus Göttingen in Studien herausgefunden, dass die Bienen in einem elektrischen Feld schon bei nur 50 Hertz Wechselfeldern mit Feldstärken von 110 Volt pro Meter ausgesprochen unruhig werden. Je höher die Strahlung wird, desto mehr ändert sich auch das Verhalten der Bienen. Ihr eigentlich gegen Feinde ausgerichtetes Verteidigungsverhalten richtet sich unvermittelt gegen die anderen Bienen im Stock, sie erkennen einander nicht mehr und töten sich gegenseitig, teilweise bleibt auch die Königin davon nicht verschont. Sie vernichten die eigene Brut, verkleben die Einfluglöcher und verenden letztendlich an Überhitzung des gesamten Stockes.

Als Konsument sollte man sich tagtäglich bewusst sein, dass den Bienen ihre fleißig gesammelte Nahrung, die für sie absolut lebenswichtig ist, in der Massenproduktion für den Supermarkt weggenommen und durch Zuckerwasser ersetzt wird. Da es sich hierbei objektiv betrachtet auch um eine Form der Tierausbeutung handelt, verzichten vegan lebende Menschen in der Regel auf Honig und greifen auf Alternativen wie Agavendicksaft oder Ahornsirup zurück.

Mittlerweile gibt es Imker, die sich all dieser Problematiken bewusst sind und eine sogenannte „wesensgemäße Bienenhaltung“ betreiben. Bei dieser Form der Haltung wird den Bienen eine Behausung zur Verfügung gestellt, die aus rein natürlichen Materialien wie Holz und Stroh besteht. Die Bienen bleiben größtenteils sich selbst überlassen und auch in die Vermehrung durch den Schwarmbetrieb wird nicht eingegriffen. Eine Trennung der Brutnester erfolgt nicht und ein natürlicher Wabenbau ist möglich. Der Imker entnimmt nur einen kleinen Teil des Honigs, so dass für die Bienen eine Überwinterung auf dem eigenen, für sie so wichtigen Honig gewährleistet ist. Zum Wohle der Bienen wären diese Imker also eher zu unterstützen als jene Imker, die für die Massenproduktion arbeiten.

Und wie steht es um die Wildbienen?

Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) gibt es in Deutschland rund 560 Wildbienenarten, die mit der Honigbiene verwandt sind und gleichermaßen zur Bestäubung der Pflanzenwelt beitragen. Zu den Unterarten der Wildbienen gehören auch die Hummeln und eine Vielzahl anderer Bienen verschiedener Größen und Lebensweisen. Diese sind ebenfalls durch die industrielle Landwirtschaft und die Verwendung der o.g. Neonicotinoide in Gefahr. Der BUND gibt auf seiner Internetseite an, dass über die Hälfte der Wildbienen auf der „Roten Liste“ steht und sogar mehr als 30 Arten vom Aussterben bedroht sind! Auch hier besteht also Handlungsbedarf. Die gute Nachricht ist, dass jeder von uns zumindest hier auf direkte und unmittelbare Weise helfend tätig werden kann.

Denn eine wunderschöne Möglichkeit, die Wildbienen zu unterstützen, besteht darin, sogenannte Insektenhotels zu bauen. In diesen fühlen sich nicht nur Wildbienen und Hummeln, sondern auch Schmetterlinge, Käfer und andere Krabbeltierchen wohl. Im Internet finden sich unzählige Bauanleitungen. Man kann natürlich auch seiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen und das Insektenhotel nach den eigenen Vorstellungen bauen. Es bedarf lediglich der Anschaffung von geeignetem Holz, Füllmaterial (Tannenzapfen zum Beispiel lassen sich im Wald finden) und Kaninchendraht. Natürlich sollte man darauf achten, dass die Materialien unbehandelt sind. Wer sich den Bau eines Insektenhotels nicht selber zutraut, kann käuflich eines erwerben. Je nach Größe beginnen die Verkaufspreise bei 10 € aufwärts. In Anbetracht der Tatsache, dass die Wildbienen auch UNSER Überleben sichern, sollte diese Investition für jeden von uns lohnend erscheinen. Kleine Insektenhotels lassen sich auch problemlos auf dem Balkon an der Wand befestigen, man muss nicht zwingend einen Garten besitzen.

Bienen

Ein Insektenhotel ist eine wunderbare Möglichkeit, den Bienen und anderen Tieren einen tollen Unterschlupf zu gewähren. Es gibt sie bereits fertig im Handel, man kann sie aber auch leicht selber bauen

Als Gartenbesitzer allerdings kann man den Bienen außerordentlich helfen, wenn man auf den englischen Rasen verzichtet und stattdessen eine vielfältige Blumensaat einbringt. Damit ist der Tisch für die Bienen reichlich gedeckt. Das gleiche gilt für Beete; auch hier gibt es optisch bezaubernde Blumenmischungen zu kaufen, die den Bienen die Nahrungssuche erleichtern und ihnen ausreichend Blütennektar und Pollen zur Verfügung stellen. Es bereitet große Freude, sich in den Stuhl zu setzen und den Bienen beim Sammeln zuzuschauen…und sie im Anschluss dabei zu beobachten, wie sie in das Insektenhotel „einziehen“, mietfrei natürlich :-).

Hinzu kommt, dass ein Insektenhotel nicht nur nützlich ist, sondern auch einen optischen Blickfang darstellt.

Häufig sieht man eine Biene einfach am Boden sitzen und ihren Körper pulsieren, sie ist eventuell lediglich etwas geschwächt. Nehmt Euch einen Teelöffel mit Agavendicksaft, Ahornsirup oder in Wasser aufgelöstem Vollrohrzucker und legt ihn vor der Biene ab. Ihr werdet sehen, dass sie dieses Angebot dankend annimmt und danach wieder weiterfliegt.

Wenn also von den rund 80 Millionen Einwohnern Deutschlands einige Hunderttausend ein Insektenhotel aufstellen und eine schöne Blumenvielfalt anbieten würden, wäre den Wildbienen schon ein Stück weit geholfen.

Text und Fotos: Kerstin Ahrens

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  • Zusammenfassung

    Weiß denn ein "klassischer Gärtner" oder eine Verkaufsperson in einer "traditionellen Gärtnerei" oder gar imBlumengroßmarkt überhaupt etwas über bienengerechte Blumen - bzw. Pflanzenarten?

  • Zusammenfassung

    eine kleine aber doch wichtige Anmerkung: Blume ist nicht gleich Blume ! Für die Bienen und Hummeln ist es wichtig geeignete Blüten zu finden wo sie auch an den Pollen gelangen. Viele der hochgezüchteten Blumen haben eine Blüte die es der Biene und Co unmöglich macht diese abzuarbeiten. Deshalb finde ich es sehr wichtig darauf auch hinzuweisen,Insektenfreundliche Blumen und Sträucher zu kaufen.

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