Stoffwindeln - praktisch, ökologisch & gesund

 

Stoffwindeln - praktisch, ökologisch & gesund

 

Stoffwindeln – Eigenverantwortung übernehmen

Für das eigene Kind will man nur das Beste. Auch beim Thema Windeln stehen werdende Eltern vor der Frage: Sollen wir Wegwerfwindeln oder Mehrwegwindeln aus Stoff verwenden? Was ist praktischer und gesünder für das Kind und schadet weniger der Umwelt?

Die Verantwortung für Natur und Umwelt sollte beim eigenen Konsumverhalten auch in der „Windel-Frage“ nicht aufhören: Woher kommen die Produkte, die ich erwerbe? Wurden sie unter ökologischen Gesichtspunkten hergestellt? Wie kann ich vielleicht sogar noch mehr auf umweltschädliche Stoffe wie Plastik verzichten? Nun gibt es zwar plastikfreie Einwegwindeln (Ökowindeln), die für die Babyhaut besser sein sollen. Einen gravierenden Nachteil haben sie jedoch immer noch: Sie produzieren ebenfalls einen riesigen Berg an Müll. Die Lösung: mehrfach wiederverwendbare, ökologische Stoffwindeln.

Stoffwindeln, wie zu Omas Zeiten, sollen eine umweltfreundlichere Alternative sein? Aber die müssen doch unentwegt gewaschen werden! Ist das dann überhaupt ökologischer, wenn die Waschmaschine permanent läuft?

Keine Sorge! Die Stoffwindeln von heute sind mit denen von damals nicht mehr vergleichbar. Die modernen Stoffwindeln sind viel praktischer und vor allem bequemer für Dein Baby. In diesem Artikel zeigen wir Dir die zahlreichen Vorteile von Stoffwindeln auf - und Du wirst sehen, falls Du Vorurteile hast, werden diese mit Sicherheit widerlegt. Die Stoffwindel-Reise kann beginnen!

 

Die Gesundheit unserer Kinder liegt uns am Herzen

Versetzen wir uns kurz in ein Baby, das herkömmliche Windeln trägt: Vor allem unser Intimbereich ist permanent im Kontakt mit der Plastik-Einwegwindel, die gespickt ist mit vielen chemischen Komponenten. Sie bedeckt straff unsere Haut, schnürt sie ein und lässt sie nicht mehr frei atmen – etwa so, als hätten wir um unsere Hüften eine Plastiktüte gespannt. Leider können wir nicht anders kommunizieren, als lauthals zu schreien - doch die Erwachsenen hören bzw. verstehen uns einfach nicht. Aber wie kann uns Mama auch verstehen, wenn sie selbst möglicherweise jeden Monat nach wie vor Plastik-Wegwerfbinden trägt und dies auch als „normal“ empfindet?

Natürlich trifft dieses Beispiel nicht auf alle Eltern zu und dies Szenario soll an dieser Stelle keinesfalls als Vorwurf verstanden werden. Doch leben wir nicht in einer ziemlich ver-rückten Welt, die uns scheinbar „sichere“ Produkte anpreist und uns vermittelt, dass wir diese sorglos annehmen können?

Viele Säuglinge zeigen hautallergische Reaktionen auf herkömmliche Windeln, die bei zahlreichen Neugeborenen sogar zu einer Windeldermatitis führen. Dieser „wunde Po“, der sich als hartnäckige Hautentzündung zeigt und weit verbreitetet ist, ist insbesondere auch auf die künstliche Oberfläche und den Kontakt mit den chemisch bedenklichen Stoffen von Wegwerfwindeln zurückzuführen.1

Auch ohne erkennbare Hauterkrankungen kann es nicht gut sein, die schädlichen Inhaltsstoffe von konventionellen Windeln eng auf der Haut zu tragen - und zwar ständig und über einen langen Zeitraum.

Die Haut ist unser größtes Organ, das als natürliche Barriere schädliche Stoffe abhält und uns nicht völlig schutzlos gegenüber Umwelteinflüssen lässt. Unser Körper arbeitet unermüdlich für uns, Umweltgifte aus Luft, Wasser und Nahrung wieder hinauszuschleusen - da sollte jeder zusätzliche und vermeidbare Kontakt mit weiteren giftigen Stoffen vermieden werden. Das gilt vor allem bei den Kleinsten: Denn das Immunsystem von Neugeborenen ist noch nicht vollständig ausgebildet, sodass sich zusätzliche Belastungen durch Fremdstoffe schnell bemerkbar machen und sogar als Allergien manifestieren können.

 

 

Gesundheitsschädigende Stoffe in den Wegwerfwindeln

Herkömmliche Babywindeln gehören als Hygieneartikel zur Sparte „Bedarfsgegenstände“. Bei diesen sind auch Windelhersteller nicht dazu verpflichtet, alle in ihren Produkten befindlichen Stoffe aufzuführen.2

2001 konnte Greenpeace das Hormongift TBT (Tributylzinn-Verbindungen) in verschiedenen Babywindeln nachweisen. Dieser Stoff ist dort mittlerweile zum Glück nicht mehr nachweisbar.

Wegwerfwindeln enthalten unter anderem Zellstoff, Watte, Kunststoffe wie Polyacrylate, Polyethylen und Polypropylen sowie Klebstoffe, eventuell auch Gummi, Latex oder Lycra in verschiedenen Zusammensetzungen.1

Darüber hinaus können in herkömmlichen Windeln krebserregende Stoffe wie PAK (polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe) zu finden sein.

Ein weiteres Problem stellen die Polymersalze in herkömmlichen Windeln dar. Diese sogenannten Superabsorber saugen nicht nur die Ausscheidungen der Babys auf, sondern greifen auch den Säureschutzfilm der zarten Babyhaut an, sodass es leicht zur genannten Windeldermatitis kommen kann.

Damit die entzündete Haut heilt, wird sie vermehrt eingecremt. Doch hier beginnt oft das nächste Problem: Es werden meist Pflegelotionen verwendet, die weitere schädliche Stoffe beinhalten und die durch den gestörten Säureschutzfilm der Haut ungehindert in den Körper des Kindes gelangen. Das macht die Haut oft noch empfindlicher und die Reaktionen auf die Substanzen heftiger. Ein endloser Kreislauf beginnt und die Gesundheit des Neugeborenen wird schon in zartem Alter stark belastet.

Und ein weiteres Problem steht im Raum: An der Universität Kiel wurde in einer Untersuchung festgestellt, dass die Temperatur am Hoden männlicher Babys, die Wegwerfwindeln trugen, 1-2 Grad höher ist als bei denjenigen, die mit Stoffwindeln gewickelt wurden. Noch wird diskutiert, ob dies eventuell sogar einen Einfluss auf die Furchtbarkeit der Babys nehmen könnte.3

In der Werbung wird über so etwas natürlich nicht gesprochen. Es werden den Kunden vielmehr Bilder von glücklichen Babys gezeigt, die „trocken“ sind und die sich in ihrer Plastikwindel anscheinend pudelwohl fühlen. Babys, die durchschlafen und pflegeleicht dazu beitragen, dass die Eltern in diesem Punkt ein möglichst stressfreies Familienleben führen können. Und natürlich scheint es in unserer schnelllebigen Zeit praktischer, verschmutzte Windeln einfach schnell und sauber im Mülleimer zu entsorgen. Doch zu welchem Preis?

Nicht nur der Gesundheit des eigenen Kindes zuliebe sollte auf schädliche Wegwerfwindeln verzichtet werden. Auch der Umwelt wird der Wechsel zu Mehrwegwindeln helfen.

 

Stoffwindeln - Nachhaltigkeit und Umweltschutz

Kaum zu glauben: Etwa 8 Millionen Wegwerfwindeln landen täglich in Mülleimern. Und dass alleine nur in Deutschland. Bis diese vollständig abgebaut sind, dauert es Jahrhunderte.

Durchschnittlich zwischen 4.000 und 6.000 Windeln verbraucht ein Baby, bis es gelernt hat, das Töpfchen oder die Toilette zu benutzen. Das entspricht etwa einer Tonne Müll! Daher ist es nicht verwunderlich, dass Wegwerfwindeln laut Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in manchen Gemeinden bis zu 10 Prozent des Mülls ausmachen.4

Mit der Benutzung von Mehrwegwindeln kann also sehr viel Abfall vermieden werden. Doch was ist mit den vielen Waschgängen in der Waschmaschine, die viel Wasser und Energie verbrauchen? Natürlich sollte das in der Ökobilanz mitbedacht werden und möglichst eine Waschmaschine genutzt werden, die besonders energiesparend arbeitet. Doch unabhängig davon: Stoffwindeln schneiden – sofern sie aus ökologischer Baumwolle hergestellt wurden – in der Öko-Bilanz besser ab als Einwegwindeln. Nicht zuletzt, weil Stoffwindeln eine lange Lebensdauer haben und sogar weitergegeben werden können: Sobald das Kind windelfrei wird, können die Stoffwindeln als Second -Hand-Ware weiterverkauft oder verschenkt werden.5

Jede Mutter hat ihre eigene Waschroutine. Die gute Nachricht: Die Benutzung von Stoffwindeln bedeutet nicht automatisch, dass ab Geburt jeden Tag gewaschen werden muss. Es ist auch möglich, die Waschgänge alle paar Tage zu planen. Damit die schmutzigen Windeln nicht stinken, werden sie in einem sogenannten „Wetbag“ gesammelt. Die „Wetbags“ sind geruchsdichte, feuchtigkeitsabweisende und atmungsaktive Taschen, die besser für die schonende und saubere Aufbewahrung bis zur nächsten Wäsche geeignet sind als fest abgeschlossene Windeleimer. Die Stoffwindeln können darin hygienisch gesammelt und nach ein paar Tagen samt (geöffnetem) „Wetbag“ in der Waschmaschine bei 60 Grad gewaschen werden.

 

Sind Stoffwindeln zuverlässig und einfach zu wickeln?

Einwegwindeln sind besonders einfach anzulegen, doch auch das Wickeln mit Stoffwindeln ist keine höhere Kunst. Hier gibt es verschiedene Stoffwindelsysteme - und je nachdem, für welches man sich entscheidet, wählt man die damit verbundene Wickeltechnik.

Zwar erfordert es die Bereitschaft, sich auf das jeweilige Stoffwindelprinzip einzulassen, doch die Verträglichkeit und Nachhaltigkeit dieser Windeln sind diese Mühe wert. Die verschiedenen Wickeltechniken können ganz bequem bereits während der Geburtsvorbereitung in Stoffwindelkursen erlernt werden. Manche Mütter entdecken dabei sogar eine regelrechte Wickelleidenschaft. Es gibt unzählige Videos von begeisterten Stoffwindel-Mamas auf Youtube, die ausführlich über verschiedene Wickeltechniken und –tricks berichten.

Sollte es noch Bedenken bezüglich der Sicherheit von Stoffwindeln geben? Die können wir ausräumen. Wie sagt man so schön: Übung macht den Meister bzw. die Meisterin! Bei richtiger Handhabung und richtigem Anlegen erweisen sich Stoffwindeln – sofern sie im richtigen Wickelintervall gewechselt werden – sogar als sicherer und zuverlässiger als Einwegwindeln. Erfahrungsgemäß berichten Eltern, die Stoffwindeln benutzen, über keine bzw. sehr seltene „Kackexplosionen“, bei denen die Ausscheidungen des Babys aus allen Enden der Windel suppen. Dagegen erzählen Eltern, die Wegwerfwindeln nutzen, dass Malheure dieser Art nicht selten vorkommen.

Wie sieht es mit der Praktikabilität von Stoffwindeln für unterwegs aus? Ist die Handhabe dann nicht äußerst umständlich? Keinesfalls! Feuchttücher werden einfach durch Waschlappen ersetzt und die eingemachten Stoffwindeln landen im „Wetbag“, der dafür Sorge trägt, dass alles schön verschlossen und trocken bleibt und auch nicht unangenehm riecht.

Wie ist es mit der Mobilität der Kleinen in Stoffwindeln aus? Können sich die Babys auch gut in ihren Stoffwindeln bewegen? Auch hier gibt es im Vergleich mit Einwegwindeln keinen Grund zur Sorge: Bisher wurde nicht festgestellt, dass Babys mit Stoffwindeln in ihrer Beweglichkeit eingeschränkter wären als in Wegwerfwindeln. Einen weiteren Vorteil haben Stoffwindeln hier sogar: Wenn ein Kleinkind zu laufen beginnt, hat es beim Fallen auf dem Po mit der Stoffwindel ein kleines Pölsterchen.

Angesichts der Flut an unterschiedlichen Informationen und Stoffwindelsystemen kann schnell ein Überforderungsgefühl entstehen. Welches Windelsystem passt zu meinem Kind? Was muss ich dabei noch beachten?

Im Internet findest Du zahlreiche Tipps. Oder Du sparst Dir die endlose Recherche und besuchst einen Online-Stoffwindelkurs. Wie den von Steffi Fischer. Die Stoffwindelexpertin hat unter myhappyfish.de ihr umfangreiches Wissen kompakt gebündelt und vermittelt es leicht verständlich. So gibt es zum Beispiel praktische Tipps, wie Du geschickt auf spezielle Nachtwindeln verzichten und diese dadurch einsparen kannst. Einmal angemeldet, kannst Du immer wieder auf ihren wertvollen Erfahrungsschatz zurückgreifen und in den anschaulichen Videos und dem E-Book stöbern. Steffi Fischer bietet zudem auch individuelle Stoffwindelberatungen und Workshops an.

 

Noch mehr Vorteile von Stoffwindeln

Es scheint zunächst nicht vorteilhaft, dass ein gewisser Vorrat an Stoffwindeln im Voraus angeschafft werden muss. Zumal nicht pauschal gesagt werden kann, wie viele Du für Dein Kind brauchst. Denn dies hängt auch davon ab, welches Stoffwindelsystem Du wählst und wie Dein individueller Waschrhythmus ist. Die Entscheidung für Stoffwindeln erfordert also etwas höhere Erstausgaben, die sich mit der Zeit jedoch in jedem Fall amortisieren. Mehrwegwindeln sind auf Dauer daher schlussendlich günstiger als Wegwerfwindeln. Außerdem ersparen sie Dir ständiges Nachkaufen und die Schlepperei der Einkäufe. Zum Vergleich: Die Kosten an Einwegwindeln, die für den Windelzeitraum benötigt werden, belaufen sich auf etwa 2.000 Euro. Stoffwindeln kosten dagegen, je nach System, in der Anschaffung ca. 300 bis 500 Euro, plus die Kosten der Waschgänge. Alles in allem sind Stoffwindeln also die deutlich günstigere Alternative.6

Mit etwas Kreativität gibt es bei der Benutzung von Stoffwindeln noch weitere Möglichkeiten, zu sparen und zu recyceln. Als Einlage kannst Du zum Beispiel die unterschiedlichsten saugfähigen Stoffe verwenden, wie zum Beispiel überschüssige Handtücher von Tante, Oma oder Mama.

Ein weiterer Vorteil von Stoffwindeln ist der Lern-Effekt für das Kind: Während die Wegwerfwindeln durch ihre Ultra-Saugfähigkeit die Ausscheidungen sofort einsaugen und das Baby sozusagen immer trocken bleibt, ermöglichen Stoffwindeln einen Lernprozess: Es realisiert mit der Zeit, dass es eingenässt hat. Die Verknüpfung macht das Baby schneller windelfrei.

In jedem Fall raten wir Dir zu Stoffwindeln aus biologischen Naturmaterialien, am besten aus nachhaltiger Landwirtschaft. Dann kannst Du sicher sein, dass der Stoff an Babys Po in jedem Fall frei von reizenden Schadstoffen ist. Mittlerweile gibt es eine ganze Palette unterschiedlichster, angenehmer und praktischer Stoffe wie Baumwolle, Hanf oder Bambus. Auch sie gibt es in kreativ gestalteten Varianten, die auch noch hübsch anzusehen sind.

Mit diesen Stoffwindeln strapazierst Du nicht die Haut Deines Babys, sondern förderst seine Gesundheit und sein Wohlbefinden. Denn Stoffwindeln sind atmungsaktiver als Wegwerfwindeln und beugen Pilzinfektionen vor. Kommt es dennoch zu Rötungen im Intimbereich Deines Babys, kann zum Beispiel wertvolles Arganöl (Siehe: https://www.regenbogenkreis.de/argan-hautoel-handgepresst-bio-rohkostqualitaet-100-ml/ ) bei der Linderung und bei der Pflege zarter Babyhaut helfen.

Dein Neugeborenes wird sich mit dem weichen Stoff der Stoffwindeln aus Naturmaterialien deutlich wohler fühlen als mit Plastik und Kunstfaser von Einwegwindeln. Sein Körpergefühl wird dadurch zusätzlich gefördert. Durch ihren breiten Steg können Stoffwindeln übrigens auch die gesunde Hüftreifung Deines Babys unterstützen.

Nicht zuletzt wird durch die besonderen Wickeltechniken von Stoffwindeln die Bindung der Eltern zum Neugeborenen intensiver gefördert.

Fallen Dir noch weitere Vorteile ein? Wie sind Deine Erfahrungen mit Stoffwindeln? Teile sie mit uns! 

Autorin: Linda Püschel

 

 

Literaturverzeichnis:

1. https://www.windeln.de/magazin/baby/pflege-gesundheit/stoffwindeln-vs-wegwerfwindeln.html

2. Siehe: Deklarierung von Hygieneartikeln - eine Google-Books-Website.

3. Siehe: Informationen zur Gesundheit - eine Google-Books-Website.

4. https://www.bund-naturschutz.de/oekologisch-leben/kinder/stoffwindeln.html

5. https://open.spotify.com/episode/2AQEK69dmTj5hsbFYPNyEs?si=FWahXEYKRtaRsziE8aUkoQ

6. https://open.spotify.com/episode/2AQEK69dmTj5hsbFYPNyEs?si=FWahXEYKRtaRsziE8aUkoQ

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