Die Kunst des Neinsagens

Nein-Sagen

Ich sag mal "Nein!"

Kaum ist der Nachwuchs den Windeln entwachsen, bahnt sich die nächste Herausforderung an. Man mag kaum glauben, dass dieses tobende und schreiende Wesen vor einem das gleiche Kind sein soll, das bisher mit Kulleraugen und unschuldigem Blick alle verzaubert hat. Wenn der Sohn oder die Tochter mitten in der Entwicklung des eigenen ICH steckt, fällt zum ersten Mal energiegeladen und mit voller Absicht das Wort "NEIN".

Vielleicht tust Du Dich schwer mit dieser Ablehnung und sprichst ebenso wie andere Eltern von der "Trotzphase" des Kindes. Aber dem ist nicht so. Es ist innerhalb einer gesunden Entwicklung notwendig zu lernen, sich abgrenzen zu dürfen. Ohne sich davor fürchten zu müssen, bestraft zu werden. Es ist das erste Mal, dass Du bewussten Widerstand von Deinem Kind erfährst. Und es ist wichtig, dass du richtig reagierst. Denn Dein Verhalten in dieser Situation wird bestimmen, wie Dein Kind mit der Welt umgehen wird. Mit anderen Menschen, ihren Ansichten und Forderungen, die von Außen gestellt werden.

Es kann jetzt passieren, dass jeder dritte Satz mit einem "NEIN" versehen ist und Du das Gefühl hast, dass es Deinem Nachwuchs Spaß macht, Grenzen zu setzen. Alles ist plötzlich anders und ungewohnt, denn bisher hattest Du die alleinige Autorität. Auch wenn es schwierig erscheint - tritt einen Schritt zurück und gib Deinem Kind den Raum, sich selbst auszuprobieren. Respektiere sein Nein, damit es sich mit der Wirkung dieses Wortes auseinandersetzen kann. Dabei übernimmst du in bedrohlichen Situationen natürlich weiterhin die Führung, damit Deinem Kind nichts zustoßen kann. Aber erlaube ihm in sicheren Situationen die Wahl, damit es den Unterschied zwischen Annahme und Ablehnung herausfinden kann.

Wir nehmen diese Phase meist sehr persönlich. Es tut emotional weh, wenn das, was Du Deinem Kind anbietest, schroff zurückgewiesen wird. In diesem Moment reagierst Du auf Dein Kind. Obwohl Du in dieser Situation die Person sein solltest, die lenkt und leitet, damit Dein Sohn oder Deine Tochter diese lebensnotwendige Erfahrung machen kann. Ja, es wird anstrengend werden, wenn sich solch eine kleine Person plötzlich zu Boden wirft und sich weigert, auch nur einen einzigen Schritt zu laufen. Zumal diese Dinge immer dann geschehen, wenn es absolut nicht in Deinen Zeitplan passt. Kinder leben aber nicht in den Gedanken von Notwendigkeiten. Ihre Welt ist innerlich und schöpft aus den naturgegebenen Gefühlen. Und unsere Aufgabe ist es, ihnen die Möglichkeit einer Wahl zu geben. Je freiwilliger wir das tun, desto entspannter und lehrreicher wird die Situation. Ein liebevolles Lächeln gegenüber einem "Nein" bewirkt die Erfahrung respektvoller Akzeptanz, die Deinem Kind aufgrund dieser Situation später selbst zur Verfügung stehen wird. Wir lernen aus der Erfahrung und nicht, indem wir über die Dinge nachdenken oder darüber reden. Eine Wahl zu treffen, sich für und gegen etwas entscheiden zu dürfen, wird heutzutage kaum gelehrt. Weil in Kindereinrichtungen weder der Raum noch die Zeit für diese 1:1-Erfahrung ist.

Die "Neinphase" ist die Grundlage für eine stabile Persönlichkeit, die im Erwachsenenalter in der Lage ist, bewusst zu wählen. Der Mut zu eigenen Ansichten und Entscheidungen hat hier seinen Ursprung. Wenn wir in diesem Entwicklungsstadium in der Lage sind, die kindliche Ablehnung nicht als persönlichen Angriff auf unsere Mutter- oder Vaterrolle zu empfinden, können Kinder die positive Kraft des Wortes "Nein" erleben. Und sind in späteren Jahren in der Lage, angstfrei und konsequent aus den Möglichkeiten des Lebens zu wählen.

 

 

Filter schließen
Filtern nach:
Unsere beliebtesten Artikel
Bitte gib die Zahlenfolge in das nachfolgende Textfeld ein:

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

Erfahre hier, wie wir bereits
2.147.483.647m²
Regenwald schützen konnten!