Digitale Nomaden: Nachhaltig reisen und arbeiten in aller Welt

Digitale Nomaden: Auf der Suche nach der perfekten Work-Life-Balance

Lebst du, um zu arbeiten? Oder arbeitest du, um zu leben? Wer sich für das Abenteuer entscheidet, als digitaler Nomade zu leben, schraubt konsequent an der Work-Life-Balance. Doch was bedeutet diese verlockende Berufsbezeichnung eigentlich genau?

Als digitale Nomaden bezeichnet man alle jene, die ihre Arbeit von überall auf der Welt erledigen können, meist mithilfe von Internet und Laptop, und diese Freiheit für ausgedehnte Reisen und Auslandsaufenthalte nutzen. Sie lernen fremde Länder kennen und integrieren ihren Job überall, wo sie sind, flexibel in ihren Tagesablauf.

Noch sind es fast ausschließlich Freiberufler, die vom Pendler zum Traveller mit reisendem Büro werden – die allermeisten digitalen Nomaden arbeiten selbstständig, nicht angestellt. Home Office und Remote Working werden aber auch für immer mehr Arbeitnehmer zur Option – wenn der Chef mitspielt. Wer weiß, ob mit der zunehmenden Akzeptanz des Home Offices auch das Arbeiten aus dem Ausland eines Tages von manchen Arbeitgebern ermöglicht wird. Wenn die Berufsbeschreibung es ermöglicht und abgelieferte Leistung und Zuverlässigkeit weiterhin gegeben sind, könnte so mancher ebenso gut vom Mittelmeer oder anderen Traumorten aus arbeiten, ohne dass es die firmeninternen Abläufe stören muss. Wer Lust darauf hat, muss vielleicht noch etwas Überzeugungsarbeit leisten.

Als Preis locken Freiheit, neue Eindrücke und Erfahrungen und die Chance, ferne Länder und fremde Städte im Alltag kennenzulernen, indem man eine Weile dort lebt und arbeitet. Idealerweise nimmst du dabei Rücksicht auf die Umwelt und versuchst, dein Reiseleben so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das heißt, dass du nach Möglichkeit deinen CO2-Fußabdruck beim Reisen gering hältst oder kompensierst, und dass du vor Ort Einwegverpackungen, Take-away-Müll und umweltschädliche Produkte genauso meidest wie zuhause.

 

 

Die Geschichte der digitalen Nomaden

Nomaden gibt es schon so lange, wie es die Menschheit gibt. Als Jäger und Sammler oder als Hirten zogen Menschen seit Urzeiten umher, stets auf der Suche nach möglichst günstigen Lebensbedingungen und der nächsten Mahlzeit. Die digitalen Nomaden sind eine moderne Variante dieser Tradition, sozusagen Nomaden 2.0.   

In den 1990er Jahren erhielt das Internet Einzug in unser aller Leben – es wurde immer schneller, vernetzter und ortsunabhängiger. Erstmals wurde der Begriff „digital nomads“ 1997 verwendet, als Tsugio Makimoto and David Manners unter diesem Titel ein Manifest veröffentlichten, die diese Form des Reisens und Arbeitens beschrieb 1.

Der visionäre kanadische Medientheoretiker Marshall McLuhan sagte bereits 1964 voraus, dass „elektronische Technologien“ die Welt zu einem „globalen Dorf“ werden lassen würden 2. In seiner Vorstellung glich die globale digitale Vernetzung dem zentralen Nervensystem des Menschen. Der könne sich nun frei in der Welt bewegen, ohne einen Wohnsitz zu brauchen, werde vom Lebensmittel- zum Informationssammler. Die zunehmende Automatisierung würde die Menschen zusehends von langweiliger Arbeit befreien und ihnen viel mehr Zeit geben, um zu lernen und sich zu entfalten. An diesem (derzeit noch etwas problematischen) Punkt stehen wir derzeit, und die digitalen Nomaden leben McLuhans Vision vor – zumindest teilweise.

 

Wie frei sind digitale Nomaden wirklich?

Die Sehnsucht nach einem freieren Leben, selbstbestimmt und unterschiedlichen interessanten Orten, ist einer der wesentlichen Beweggründe, um – dauerhaft oder vorübergehend – die Zelte abzubrechen und mit dem Home-Office um die Welt zu reisen. Doch wer sich bereits ausmalt, die meiste Zeit entweder in der Hängematte zu schaukeln oder laufend aufregende Abenteuer zu erleben, könnte auf dem Holzweg sein. Sofern sie kein dickes finanzielles Polster im Rücken haben, können es sich die meisten digitale Nomaden nicht leisten, das Arbeiten komplett zu vernachlässigen. Daran solltest du denken, falls du dir in deiner Fantasie eher einen endlosen Urlaub ausmalst.


Wenigen digitalen Nomaden ist das Glück beschieden, mit wenigen genialen Ideen viel Geld zu verdienen. Auch wenn die meisten von ihnen hoch qualifiziert und spezialisiert sind, müssen sie Einsatz zeigen, Stunden investieren und sich organisieren. Deadlines müssen auch aus Mexiko eingehalten werden, und wenn Kundengespräche zu dessen Arbeitszeiten stattfinden, ist auch schon mal eine Nachtschicht angesagt. Gleichzeitig ist die Versuchung groß, den Tag freizunehmen, wenn das Meer direkt vor der Unterkunft funkelt und es in der Umgebung viel zu entdecken gibt. Das heißt, als digitaler Nomade musst du den Spagat zwischen diszipliniertem Arbeiten und Relaxen hinbekommen. Viele motiviert es dabei schon, wenn sie an schönen Orten sind und nach Erledigung ihrer Aufträge sofort entspannen oder ihren Interessen nachgehen können. Wer jedoch schon zuhause Schwierigkeiten damit hat, die Arbeit und den Tag zu strukturieren, oder wer zu „Aufschieberitis“ neigt, der fühlt sich womöglich auch an den schönsten Orten der Welt genauso im Hamsterrad wie zuvor.

Wichtig ist es auch, die eigenen Ansprüche und Vorstellungen mit der Realität in Einklang bringen zu können. Manch einer ist bereit dazu, minimalistisch zu leben, in einem einfachen Quartier und ohne großes Budget, um dafür weniger Stress zu haben und sich frei fühlen. Wer jedoch unrealistischen Zielen hinterherläuft, für den ist das digitale Nomadentum nicht unbedingt das Ticket in die Freiheit 3.

 

Top Jobs für digitale Nomaden

Bei einigen Berufen stellt sich die Frage gar nicht, ob man auch von unterwegs arbeiten kann, aber immer mehr Tätigkeiten lassen sich mittlerweile ortsunabhängig ausüben. Das Internet, Netzwerke und Cloud funktionieren nicht nur vom Büro des Arbeitgebers aus, sondern überall dort, wo es eine stabile Internetverbindung gibt, und Konferenzen und persönliche Treffen lassen sich mittlerweile auch über Zoom, Skype oder Microsoft Teams absolvieren.

Während das Home Office für eine zunehmende Zahl von Berufstätigen vom Ausnahme- zum Regelfall wird, gehen vor allem Selbstständige immer öfter noch einen Schritt weiter und verabschieden sich ganz vom tagtäglich gleichen Arbeitsplatz. Übrigens sind nur wenige digitale Nomaden als hauptberufliche Blogger und Influencer unterwegs – oft verfügen sie über hochspezialisiertes Wissen in ihrem Fachgebiet und haben bereits Erfahrung in ihrem Beruf. Besonders viele tummeln sich in den Bereichen IT, Marketing, Medien und E-Commerce 4. Beliebte Aufgabenfelder sind zum Beispiel:

  • Programmierer
  • Web-Designer, SEO-Experten
  • Texter, Übersetzer
  • Online-Coach
  • Online-Sprachlehrer
  • Online-Yogalehrer
  • Virtuelle Assistenz
  • Trader (Aktien, Kryptowährungen)

Digitale Nomaden nehmen ihre Arbeit also stets mit, sie suchen sich ihren Hauptjob nicht an ihrem jeweiligen Aufenthaltsort. Manche verdienen sich jedoch etwas dazu, was sich vor allem dann anbietet, wenn die Felder zusammenpassen: Wer online Deutsch unterrichtet, findet vielleicht auch am Zielort Leute, der die Sprache lernen möchte – Einheimische oder andere digitale Nomaden. Wer einen Reise-Blog schreibt, hat durch Recherchen und Ortskenntnisse oft genug Knowhow, um Touristenführungen zu machen. Wer jedoch im Wesentlichen darauf abzielt, vor Ort Aufträge oder eine Anstellung zu finden statt über das Internet, ist streng betrachtet kein digitaler Nomade.

 

Wohnsitz, Steuern und Finanzen: Wie wird man digitaler Nomade?

Wenn du davon träumst, in Strandbars oder einem malerischen Ferienhaus am Laptop zu arbeiten, statt an deinem Schreibtisch, kannst du das ganz einfach ausprobieren, indem du den nächsten Urlaub etwas länger planst und deine Arbeit einfach mitnimmst. Wie fühlt es sich für dich an? Gut? Dann gibt es im Vorfeld einige Hausaufgaben zu erledigen und Entscheidungen zu treffen.

Die erste Frage ist: Möchtest du alleine auf Reisen gehen, mit Freunden oder mit deinem Partner oder deiner Partnerin? Oder seid ihr eine Familie? Je mehr Menschen beteiligt sind, desto mehr gilt es, Erwartungen und Anforderungen abzustimmen. Es ist möglich, mit Kindern als digitaler Nomade unterwegs zu sein, nur sollte man sich dann noch einige Gedanken mehr machen – zum Beispiel über Themen wie Schule oder Home-Schooling und über Versicherungen und insbesondere Krankenversicherungen. Bist du allein unterwegs und trägst für niemand anderen die Verantwortung, entscheidet neben der Vernunft auch dein persönliches Sicherheits- und Planungsbedürfnis.

Längst nicht alle digitalen Nomaden sind dauerhaft auf Wanderschaft: Viele haben weiterhin einen festen Wohnort und gehen nur einen Teil des Jahres auf Reisen, zum Beispiel, um dem deutschen Winter zu entfliehen oder um zwischendurch immer wieder neue Impulse zu sammeln. Dann handelt es sich meist einfach um längere Auslandsaufenthalte, für die du außer vielleicht eine Reisekrankenversicherung nicht allzu viel organisieren brauchst. Viele digitale Nomaden haben in Deutschland weiterhin einen festen Wohnsitz, zu dem sie immer wieder zurückkehren – sei es eine Wohnung, die auf sie wartet, oder ein Plätzchen in einer Wohngemeinschaft oder bei den Eltern.

Andere haben sich jedoch für das dauerhafte Nomadentum entschieden oder bereiten auf diesem Wege eine Auswanderung vor. Das wirft einige praktische Fragen auf, die vielleicht etwas nervig oder bürokratisch erscheinen, die aber nicht unwichtig sind. Dann stellen sich eine Reihe von Fragen:

  • Wohnsitz in Deutschland ganz aufgeben?
  • Neuen Wohnsitz im Ausland suchen oder ohne Wohnsitz reisen?
  • Firmengründung in einem steuerlich günstigen Land erwägen?
  • Lange und/oder außerhalb der EU unterwegs: Auslandskrankenversicherung abschließen? 5
  • Altersvorsorge planen?

Wichtig zu wissen: Wer sich ohne Wohnsitz, aber mit deutscher Staatsbürgerschaft als digitaler Nomade auf Reisen macht und Rechnungen an seine Kunden schickt, bleibt weiterhin steuerpflichtig in Deutschland. Mit einer Firmenregistrierung in bestimmten Ländern lässt sich dies unter Umständen umgehen.

Damit du auf Reisen stets zahlungsfähig bist, solltest du mindestens ein Bankkonto plus Kreditkarte haben. Mehrere Konten und Karten sind eine gute Idee, damit du auch im Falle von Verlust oder technischen Problemen gleich eine Alternative zur Hand hast – sofern du nicht sämtliche Karten im selben Portemonnaie aufbewahrst. Ein Multiwährungskonto kann für dich ebenfalls in Frage kommen, um in mehreren Unterkonten gewisse Summen in unterschiedlichen Währungen parken zu können und teuren Wechselgebühren zu entgehen 6. Und immer mehr digitale Nomaden setzen auch auf Kryptowährungen.

 

Kryptowährungen: Wie nachhaltig sind Bitcoin und Co.?

Ein Trend bleibt selten allein: Immer mehr digitale Nomaden interessieren sich nicht nur für die schönsten Arbeitsplätze unter der Sonne, sondern setzen dabei auch auf Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum. Neben der Annahme, dass das digitale Geld herkömmliche Währungen, wie wir sie gewohnt sind, ablösen könnte, ist es vor allem die Hoffnung auf schnellen Reichtum, die viele anlockt. So investieren einige Nomaden einen Teil ihrer Einnahmen nebenbei in Kryptowährungen und hoffen auf eine Wertsteigerung (und damit auf schnellen Reichtum), während andere den Handel (um nicht zu sagen die Spekulation) zu ihrem Hauptbetätigungsfeld unterwegs machen.

An Kryptowährungen scheiden sich die Geister: Sind sie die Zukunft? Sind diejenigen, die hier ihr Geld anlegen, allen anderen um einige Nasenlängen voraus? Oder handelt es sich um eine hochriskante spekulative Geldanlage, die nach dem Schneeballsystem funktioniert und die am Ende zusammenbricht wie ein Kartenhaus? Lohnt sich ein Versuch oder sollte man lieber die Finger davon lassen? Diese Fragen können allerhöchstens Finanzexperten beantworten, und selbst die sind sich darüber nicht einig. Und wenn dich das Thema reizt, sammle erst einmal möglichst viele Informationen, bevor du investierst.

Ein Aspekt, der einen großen Schatten auf dieses topaktuelle Thema wirft, ist der hohe Energieverbrauch. Wäre Bitcoin ein Staat, würde dieser mit seinem Stromverbrauch weltweit auf Platz 30 liegen 7. Das liegt zum einen daran, dass das Bitcoin-Mining, also die computergetriebene Generierung der Währung, eine hohe Rechnerleistung und somit viel Energie erfordert; noch dazu erzeugen die heißlaufenden Computer auch noch eine Menge Wärme – nicht gerade gut für das Weltklima. Zum anderen bindet die dezentrale Struktur, in der Bitcoin-Transaktionen getätigt, abgesichert und verifiziert werden, sehr viele Computer in aller Welt ein, was ebenfalls viel Strom verbraucht. Und zu guter Letzt ist der Bitcoin vor allen anderen Kryptowährung zu einem begehrten Spekulationsobjekt geworden, was die Zahl der Transaktionen in die Höhe treibt, da binnen kürzester Zeit immer wieder gekauft und verkauft wird – noch mehr Strombedarf, noch mehr Wärmeerzeugung.

Von 2015 bis 2021 soll der Energieverbrauch durch Bitcoin um das 66-fache gestiegen sein – nicht gerade nachhaltig und umweltfreundlich. Manche Krypto-Befürworter wiederum argumentieren, dass der Bitcoin-Stromverbrauch nur 10 % des Energiebedarfs des konventionellen Bankensektors beträgt 8.

Allerdings existieren beide Geldformen derzeit parallel, sodass der Strombedarf weltweit dadurch signifikant in die Höhe getrieben wird und zusätzlich fossile Brennstoffe verbrannt werden müssen, um diese Energie zu erzeugen. Noch reichen verfügbare erneuerbare Energiequellen nicht aus, um diesen Stromhunger zu stillen. Wer von einem Leben im Einklang mit dem Planeten träumt und gleichzeitig mit einer Finanzierung durch Bitcoin und Co. träumt, sollte sich also zumindest mit diesem Aspekt auseinandersetzen oder gezielt in Kryptowährungen investieren, deren Energiehunger weniger ausgeprägt ist, wie zum Beispiel Ripple 9.

 

Beliebte Ziele: Wohin zieht es digitale Nomaden?

Wenn von digitalen Nomaden die Rede ist, denken viele automatisch an einen Strand mit Palmen, in deren Schatten jemand stressfrei auf dem Laptop herumtippt. Doch nicht alle Nomaden stehen auf Sonne und Strand und wollen dort arbeiten, wo andere Urlaub machen. Viele möchten einfach die Welt kennenlernen und gehen auf weniger ausgetretenen Pfaden auf Entdeckungsreise. Zwei wesentliche Faktoren, die digitale Nomaden ansprechen, sind günstige Lebenshaltungskosten und zuverlässiges schnelles Internet. Weitere Kriterien sind oft die Sicherheit eines Landes, sowie die Aussicht, an bestimmten Orten andere digitale Nomaden zum Netzwerken zu treffen.

So sind tropische Klassiker wie Chiang Mai in Thailand, Bali, die Philippinen und Vietnam weiterhin beliebt, ebenso wie Mexiko und andere mittelamerikanische Länder. Medellín in Kolumbien ist längst mehr als ein Geheimtipp. Aber auch in Europa gibt es noch einiges zu entdecken: So lockt Bulgarien mit schnellem Internet und günstigen Preisen – und wer mag, kann auch hier in Strandnähe arbeiten. Budapest, Tallinn, Vilnius und auch Berlin sind bei Remote Workern ebenso populär. Und überhaupt lohnt sich ein Blick hinter den einstigen eisernen Vorhang 10.

 

Langsam reisen und die Umwelt schonen

Wohin es dich auch zieht – damit dein Leben als digitaler Nomade nachhaltig und umweltschonend ist, solltest du möglichst nicht im 14-Tage-Takt an eine neue Location jetten. Auch wenn du reisen und die Welt kennenlernen möchtest, denk an deine Umweltbilanz. Länger an einem Ort zu bleiben und innerhalb eines Landes oder einer Region weiterzuwandern ist nachhaltiger als binnen Kürze tausende von Flugmeilen zu sammeln. Manchmal ist es vielleicht nicht zu vermeiden – vielleicht möchtest du über Anbieter wie atmosfair 11 oder myclimate 12 deinen CO2-Verbrauch ausgleichen; dein Geld wird dann in Klimaschutzprojekte investiert.

Wenn du nicht von Kontinent zu Kontinent reist, kannst du oft mit beiden Beinen auf der Erde bleiben. Indem du dir Zeit nimmst, auf andere öffentliche Verkehrsmittel ausweichst, Mitfahrgelegenheiten oder Fahrgemeinschaften nutzt, verbringst du nicht nur mehr Zeit an einem Ort, sondern machst außerdem den Weg zum Ziel. Wo kann man besser ins Gespräch kommen als auf einer langen Fahrt? Selbst wenn dir das Netzwerken sonst nicht so leicht fällt, unterwegs lernt man automatisch Menschen kennen, die oft ähnlich ticken.

 

Netzwerken hilft: Warum Kontakte zu knüpfen wichtig ist

Wer von Natur aus kontaktfreudig und aufgeschlossen ist, hat es als digitaler Nomade leichter. Vor allem, wer den Standort öfter wechselt, trifft zwangsläufig immer wieder Unbekannte und erlebt immer wieder unvorhergesehene Situationen, in denen andere um Informationen oder Hilfe gebeten werden müssen, zum Beispiel auf der Suche nach einem günstigen Quartier oder bei Problemen mit dem Internetzugang.

Wer nun nach dem Sartre-Motto „Die Hölle, das sind die anderen“ durchs Leben geht und froh ist, ein, zwei Freunde gefunden zu haben, die tolerant und verständnisvoll sind, und ansonsten lieber für sich bleibt, der tut sich damit eventuell schwer. Wer dazu bereit ist, kann es jedoch auch als enorme Chance sehen, um vielleicht ein wenig offener zu werden.

Gerade digitale Nomaden, die allein unterwegs sind, profitieren sehr vom Netzwerken. Das spielt sich zum Teil auch online ab, aber gerade vor Ort sind Netzwerke aus mehreren Gründen nützlich. Andere Nomaden verstehen die Situation, in der du dich befindest, geben dir womöglich Antworten auf Fragen, die du dir noch nicht einmal gestellt hast, und sie sind die perfekten Gesprächspartner, um sich über das Leben unterwegs auszutauschen. Als soziale Wesen haben die meisten von uns Sehnsucht danach, mit anderen in Kontakt zu sein. Manchmal kommen auf diesem Wege auch neue Aufträge und Kooprationen zustande. Darum zieht es viele digitale Nomaden an Hotspots, wo sie zwangsläufig auf Gleichgesinnte treffen werden, beispielsweise Chiang Mai in Thailand oder Medellín in Kolumbien. Manche Influencer zieht es besonders nach Dubai. An diesen Orten besteht oft auch eine Infrastruktur, die es leichter macht, sich nach dem Beziehen eines neuen Quartiers zu orientieren. Gute Internetverbindungen, Co-Working-Räume und andere Angebote sorgen dafür, dass alle arbeiten und sich miteinander wohlfühlen können 13. So wunderbar das Netzwerken auch ist – wer von seinem Auslandsaufenthalt wirklich profitieren und auch etwas zurückgeben möchte, sollte den Nomadenzirkel auch mal verlassen und auch zur örtlichen Bevölkerung Kontakte aufbauen. Sonst kann sich ein digitaler Hotspot in Manila irgendwann so ähnlich anfühlen wie ein Start-up-Treffpunkt in Berlin.

 

 

Matthias Langwasser macht’s vor: Nachhaltig auf Tour

Wenn dich das Thema interessiert und du gern von den Erfahrungen anderer digitaler Nomaden lernen möchtest, dann sind die Erlebnisse von Regenbogenkreis-Gründer Matthias Langwasser superspannend für dich. Matthias reist mit seiner Familie regelmäßig mehrere Monate im Jahr - unter anderem im Wohnmobil - durch die Welt und arbeitet von unterwegs. Wie das funktioniert und wie er die Themen Mobilität und Nachhaltigkeit dabei unter einen Hut bringt, erfährst du in seinen inspirierenden Videos (VERLINKEN: https://www.matthias-langwasser.com/blog/matthias-reiseblog/) und Blogbeiträgen.

Außerdem brach er vor einigen Jahren allein ins Unbekannte auf und durchwanderte die Wildnis Frankreichs und Spaniens. Mit wenig Gepäck und Geld lernte er, in der Natur zu (über)leben und wurde mit unbeschreiblichen Erfahrungen und wertvollen Erkenntnissen beschenkt. Seine Abenteuer und Erfahrungen und sein Wissen gibt er in seinem packenden Buch „Reise in die Freiheit – wie ich in der Wildnis den Sinn des Lebens fand“ weiter. Die Lektüre kann dir Mut machen und Anregungen geben, um selbst einen Schritt in Richtung Freiheit zu machen und Wege zu finden, das Wanderleben der digitalen Nomaden auch einmal auszuprobieren. Hier kannst du sein ebenso unterhaltsames wie informatives Buch bestellen. (VERLINKEN: https://www.regenbogenkreis.de/reise-in-die-freiheit-buch/)

 

Immer unterwegs – passt das zu mir?

Wie man an das Leben als digitaler Nomade herangeht, ist sicher individuell sehr verschieden. Der eine möchte weiterhin in gewisse Strukturen eingebunden bleiben, der andere sucht das Abenteuer und die Freiheit. Um als digitaler Nomade finanziell bestehen zu können, geht es nicht ohne ein gewisses Maß an Organisation und Selbstdisziplin, denn fern von daheim bist du auf dich selbst angewiesen. Sind digitale Nomaden aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt? Sicher ist jeder, der sich auf solch eine Reise begibt, ein bisschen anders. Aber manche Eigenschaften sind wohl häufiger zu finden als andere 14.

Digitale Nomaden sind tendenziell eher:

  • abenteuerlustig
  • neugierig und wissbegierig
  • aufgeschlossen
  • risikobereit
  • selbstmotiviert
  • zielorientiert
  • willensstark
  • kreativ
  • flexibel
  • individualistisch

Ihnen ist es oft nicht so wichtig:

  • was andere über sie denken
  • dass alles durchgeplant und abgesichert ist
  • dass sie stets einen geregelten Tagesablauf haben
  • auf vorgegebenen und ausgetrampelten Pfaden durchs Leben zu gehen
  • direkt voranzukommen, denn der Weg ist das Ziel
  • sie ein regelmäßiges Einkommen haben
  • dass sie materielle Güter anhäufen

Und so ein Leben auf Wanderschaft verändert natürlich auch. So fördert es die Resilienz, wenn du dich immer wieder neuen Herausforderungen stellen und Probleme lösen musst. Das zeigt dir, was alles in dir steckt und stärkt das Selbstbewusstsein. Beim Reisen mit kleinem Gepäck und von Ort zu Ort lernst du, wie wenig du eigentlich brauchst und worauf es (dir) im Leben wirklich ankommt. Du lernst unterschiedlichste Menschen und Kulturen kennen, erfährst, was sie eint und was sie trennt. Du erlebst, dass wir alle eine große Familie sind.

Wenn dir dein gewohnter Alltag mit liebgewonnenen Orten, Menschen und Ritualen sehr wichtig ist, du immer genau wissen möchtest, wie dein Leben morgen oder in einem Monat aussieht, du dich schwertust, neue Kontakte aufzubauen oder du dein geregeltes Einkommen und den Kündigungsschutz nicht missen möchtest, dann ist ein längeres Lebenskapitel als digitaler Nomade vielleicht doch nicht dein Ding. Es ist absolut nichts Verwerfliches daran, sich ein Leben an einem festen Ort zu wünschen, und auch die Familienplanung kann bei der Entscheidung eine Rolle spielen. In dem Fall gibt es auch andere Möglichkeiten, die ersehnte Freiheit zu kosten.

 

Doch kein digitaler Nomade: Mögliche Alternativen

Auch wenn dich regelmäßig das Fernweh packt und du dich danach sehnst, ein Weilchen aus der Routine auszubrechen – vielleicht ahnst du, dass das Leben als digitaler Nomade nicht zu dir passt. Wenn dir kein passender Job einfällt oder gefällt, ist das auch ein Grund, nach Alternativen zum Total-Ausstieg Ausschau zu halten. Und viele Menschen fühlen sich einfacher wohler, wenn sie sich mit langjährigen Freunden und ihrer Familie treffen können, statt ständig neue Personen kennenlernen zu müssen, nur um sich schon bald wieder von ihnen zu verabschieden.

Wenn der Beruf, den du gelernt hast, oder der Job, den du dir vorstellst, nicht online machbar ist, bleibt dir immer noch die Möglichkeit, dir im Ausland vorübergehend einen Job zu suchen. Innerhalb der EU ist das ganz einfach möglich, außerhalb solltest du dich vorab genau über Visa- und Arbeitserlaubnisbestimmungen informieren. Angebote wie Worldwide Opportunities on Organic Farms (WWOOF) 15 oder Work and Travel sind ebenfalls Optionen, um eine Zeit lang im Ausland zu leben und dort Geld zu verdienen.

Für manchen, der den Traum vom digitalen Nomadentum verworfen hat, kann es jedoch schon eine große Veränderung sein, statt mehrmals im Jahr kurze Urlaube zu nehmen, einen längeren einzuplanen, in dem er oder sie dann richtig abschalten kann. Das ist bei ein oder zwei Wochen kaum möglich, bei vier Wochen aber schon eher.

Falls es dir möglich ist, ein Sabbatical zu machen, bietet das die Chance, sechs oder zwölf Monate „auszusteigen“, während das Gehalt weiterläuft. Dies ist vor allem im öffentlichen Dienst eine tolle Option, aber auch manche Unternehmen, vor allem größere, bieten es manchmal an. Wer einen Arbeitgeber mit Auslandsniederlassungen hat, kann eventuell auch auf diesem Wege zu einem Auslandsaufenthalt kommen und einen Tapetenwechsel erleben, ohne gleich sein altes Leben komplett aufgeben zu müssen.

Und wenn du die Zeit, aber nicht das Geld für einen Auslandsaufenthalt hast, kannst du dir auch einen festen Job suchen. Mehrere Monate in einem Hotel oder einer Sprachenschule zu arbeiten, vermittelt dir jede Menge neue Eindrücke, ohne dass du mit der ständigen Unsicherheit leben musst, der digitale Nomaden oft ausgesetzt sind.

Last not least: Vergiss nicht, dass die Freiheit sich im Wesentlichen in deinem Kopf abspielt. Vielleicht erfüllen sich einige deiner Sehnsüchte, wenn du aus allzu festgefahrenen Mustern ausbrichst und du „kleine Fluchten“ in deine Alltag einbaust. Öfter in die Natur zu gehen oder einfach mal in einem Stadtteil, den du kaum kennst, ohne Plan herumzubummeln, hilft dir vielleicht schon, dich neu zu erfahren und deinen Horizont zu erweitern. Um mal aus dem Trott herauszukommen, hilft es auch, sich nicht nur immer mit denselben Leuten zu treffen, sondern neue Menschen, eventuell auch aus fremden Ländern, kennenzulernen und Fremdsprachen zu sprechen. Die Perspektive kannst du auch wechseln, ohne umzuziehen und dein Leben auf den Kopf zu stellen. Und vielleicht brauchst du gar nicht drei Monate nach Bali zu reisen, wenn du am Meer oder an einem nahegelegenen See zelten kannst. Die Möglichkeiten, wie du dein Leben gestalten kannst, sind auch da, wo du gerade bist, größer, als du vielleicht denkst, wenn du bereit bist, neue Wege zu beschreiten.

 

Quellen und weitere Informationen:

1https://www.researchgate.net/publication/329182172_The_History_of_Digital_Nomadism

2 https://www.linkedin.com/pulse/marshall-mcluhans-1964-prophecy-the-medium-message-burnside

3 https://link.springer.com/article/10.1007/s40558-020-00172-4

4 https://www.planetbackpack.de/digitale-nomaden-jobs/

5 https://www.digitalenomaden.net/welche-auslandskrankenversicherung-soll-ich-nehmen/

6 https://digitalnomaden.wiki/bankkonto-digitale-nomaden/

7 https://www.forbes.com/advisor/investing/bitcoins-energy-usage-explained/

8 https://www.nasdaq.com/articles/how-much-energy-does-bitcoin-really-consume-2021-05-13

9 https://www.forbes.com/advisor/investing/bitcoins-energy-usage-explained/

10 https://nomadlist.com/

11 https://www.atmosfair.de/de/kompensieren/flug/

12  https://co2.myclimate.org/de/flight_calculators/new

13 https://www.auslandsjob.de/blog/die-besten-orte-fuer-digitale-nomaden/

14 https://www.unaufschiebbar.de/ortsunabhaengig-arbeiten/digital-nomaden/

15 https://wwoof.net/

16 https://globalworkandtravel.com/working-holiday / https://www.travelworks.de/work-and-travel.html

https://travellemming.com/digital-nomads-environment-climate-change/

https://www.wcido.com/de/digitalnomad-destinations-top-destinations-for-digital-nomads

https://www.101places.de/11-vorurteile-ueber-leben-digitaler-nomaden

https://utopia.de/ratgeber/fliegen-co2-kompensation-ausgleich/

https://www.digitalenomaden.net/

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