Blog: Solidargemeinschaften – Alternative Gesundheitsvorsorge | Regenbogenkreis

Trotz hoher Kassenbeiträge werden viele Therapieformen und Gesundheitsansätze von gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen, insbesondere ganzheitliche und alternative Ansätze sind davon betroffen. Stattdessen werden fragwürdige und teure Maßnahmen unterstützt. Das vorhandene Gesundheitssystem soll nicht in Gänze schlecht geredet werden, gerade die Unfallchirurgie leistet Hervorragendes und die Versorgung schwerer Unfälle kann schnell sehr teuer werden.

Aufgrund des Leistungsangebots der gesetzlichen Krankenkassen stellt sich die Frage nach Alternativen. Aus der Versicherungspflicht auszusteigen ist nicht ganz einfach, gerade als Angestellter nicht. Doch es gibt Alternativen zu den etablierten Krankenkassen. Man sollte sich den Ausstieg jedoch gut überlegen, denn nicht für jeden ist das Verlassen der vermeintlichen Sicherheit, die das bestehende System bietet, zum gegebenen Zeitpunkt die richtige Wahl. Ob der Ausstieg die richtige Wahl ist, kann gut an der Frage ermittelt werden, welche Leistungen man im Krankheitsfall in Anspruch nehmen möchte und inwieweit diese von der Kasse übernommen werden. Wenn diese beiden Seiten stark auseinanderklaffen, mag die Entscheidung für eine Alternative angeraten sein.

Solidargemeinschaften

Gesundheit kostet – driften dann eigene Wünsche und Leistungsangebot auseinander, könnte die Suche nach Alternativen lohnen

Solidargemeinschaften

Eine Alternative im Gesundheitswesen stellen Solidargemeinschaften dar. Eine Solidargemeinschaft ist ein Netzwerk aus Personen, die gemeinsam etwas nutzen oder zum Ziel haben und sich gegenseitig Sachen oder Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Die Solidargemeinschaft trägt im Krankheitsfall die Behandlungskosten. Für gewöhnlich besteht Therapiefreiheit und die Beitragskosten liegen deutlich unter denen der gesetzlichen Krankenkassen. Solidargemeinschaften gibt es auch in anderen Bereichen, zum Beispiel im Rechtsschutz oder zur Förderung der regionalen Gemeinschaft.

Die Solidargemeinschaften sind als Vereine in Ortsgruppen organisiert, die sich regional und überregional zu Verbänden zusammengeschlossen haben. Dieses soziale Netzwerk wird getragen vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder. Die Mitglieder beteiligen sich an der Gesamtkörperschaft in der Organisation und Verwaltung und treten selbstverantwortlich für ihre eigene Gesundheit ein. Üblich ist ein Treffen einmal im Monat, bei dem über neue Therapien, neue Mitglieder, größere Krankheitsfälle sowie Verwaltung und Organisation gesprochen wird.

Artabana

Die bekannteste solcher Gemeinschaften im Gesundheitswesen ist vermutlich die Artabana, die es seit 1987 in der Schweiz und seit 1999 in Deutschland gibt. Die Ortsgruppen von 5 bis 30 Mitgliedern sind regional und die Regionen national zusammengeschlossen, um durch gemeinschaftliche Rücklagen auch teure Behandlungskosten tragen zu können. Es herrscht freie Therapiewahl. Kleinere Aufwendungen werden von den Mitgliedern jedoch meist selbst bezahlt.

Jedes Mitglied zahlt einen Jahresbeitrag, dessen Höhe mit den anderen Mitgliedern abgestimmt wird.

Internetauftritt: www.artabana.de

Solidago

Die Solidargemeinschaft Solidago ist 2013 aus der Artabana heraus entstanden. Sie hat sich vorgenommen, um politische Anerkennung zu kämpfen und dazu ihre Arbeit sowie Ausgaben wissenschaftlich auswerten zu lassen.

Der Solidarbeitrag setzt sich aus 10 % des zu versteuernden Einkommens sowie 51 Euro Verwaltungsgebühr zusammen. Das ist weniger als bei der gesetzlichen Krankenversicherung, wo es derzeit 15,5 % sind. 60 % des Solidarbeitrages fließen auf ein persönliches Gesundheitskonto, 20 % in einen Solidarfonds der lokalen Gruppe und 20 % fließen in den regionalen und bundesweiten Solidarfonds.

Solidargemeinschaften

Für die meisten Solidargemeinschaften ist eine absolut freie Therapiewahl selbstverständlich

Die Idee dahinter ist simpel. Das persönliche Konto soll alle einkalkulierbaren Ausgaben wie die Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt oder den Besuch beim Hausarzt abdecken. Das Mitglied entscheidet selbst, welche Leistungen davon bezahlt werden. Bei größeren Fällen wie einem Krankenhausaufenthalt nach einem Unfall wird der Solidarfonds der lokalen Gruppe genutzt. Ein Treuhänderkreis von mindestens drei Mitgliedern entscheidet innerhalb von drei Tagen, wie die vom Arzt angesetzte Therapie bezahlt werden soll. Reicht der Fond der Gruppe aufgrund der Schwere des Krankheitsverlaufs nicht aus, wird ein Hilfegesuch an den Regional- oder Bundesverband gestellt.

Internetauftritt: www.solidago-bund.de

Samarita

Die Solidargemeinschaft Samarita besteht mittlerweile seit 17 Jahren. Sie beruht auf den 7 Prinzipien Therapiefreiheit, Verantwortung, Solidarität, Transparenz, Zuwendung statt Anspruch, Genossenschaft und einem sozialen Netz, worin sich die Mitglieder gegenseitig eine umfassende und flexible Krankenversorgung zusichern, die in Qualität und Quantität mindestens dem Umfang der gesetzlichen Krankenversicherung entspricht. Die Eigenverantwortung und Solidarität der Mitglieder soll dadurch gestärkt werden, dass sich die Mitglieder in Fragen der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Krankheitsbehandlung nicht nur finanziell sondern auch ideell unterstützen.

Bei Samarita gibt es einen Zuwendungsrahmen, der festlegt, in welcher Höhe Kosten übernommen werden. Der Zuwendungsrahmen stellt jedoch kein festes Schema dar, er soll aber die gewöhnlichen Fälle, die über das Individualkonto hinausgehen, abdecken.

Internetauftritt: www.samarita.de

Mitglied werden

Bei Interesse an einer Mitgliedschaft wendet man sich an eine der vielen Ortsgruppen und nimmt an den regelmäßigen Treffen teil. Nach Aufbau einer Vertrauensbasis kann die Mitgliedschaft beantragt werden und über die Aufnahme wird abgestimmt. Das Vertrauen dient dem Aufbau des Solidaritätsprinzips. Die Mitglieder sollen eigenverantwortlich mit ihrer Gesundheit umgehen und sich über gesunde Lebensführung und Therapiemöglichkeiten informieren. Sie müssen zudem bereit sein zu geben, statt nur beitreten zu wollen, um eigene Vorteile einzustreichen, zum Beispiel der niedrigen Beiträge wegen. Auch mögliche Meinungsverschiedenheiten sollen so im Vorfeld vermieden werden.

Rechtliche Grundlage

In Deutschland besteht seit 2009 eine allgemeine Krankenversicherungspflicht. Alle Personen mit Wohnsitz in Deutschland müssen sich bei einem zugelassenen Krankenversicherer versichern lassen. Nach § 5 Abs. 1 Nr. 13 des Fünften Buches Sozialgesetzbuch (SGB V) beziehungsweise § 193 Abs. 3 Nr. 2 Versicherungsvertragsgesetz (VVG) ist versicherungsfrei, wer anderweitigen Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfall oder vergleichbare Ansprüche hat.

Faktisch erbringen die Solidargemeinschaften die gleichen Leistungen wie eine gesetzliche Krankenversicherung, meist auch darüber hinaus, da zum Beispiel auch die Kosten für naturheilkundliche Verfahren übernommen werden.

Die Anerkennung von Solidargemeinschaften als Einrichtungen einer anderweitigen Absicherung vor Krankheitsrisiken ist jedoch umstritten. Einzelne Gerichtsurteile zu Solidargemeinschaften besagen, dass es sich bei den oben genannten Ansprüchen um einklagbare Rechtsansprüche auf bestimmte Leistungen handeln muss. Gerade dies wollen die Solidargemeinschaften nicht einräumen, bemühen sich aber um Klärung dieser Frage. Die Rechtsfrage ist deshalb derzeit noch nicht abschließend geklärt.

Einen gänzlich anderen Weg gehen die

Glückskäferfreunde

Die Glückskäferfreunde sind die Förderer des Projekts Glückskäfer-Versicherung, einer für 2015 geplanten privaten Krankenversicherung für Mitglieder von Solidargemeinschaften. Dieses Konzept soll die Solidargemeinschaften stabilisieren, indem es deren Mitglieder gemäß den Bestimmungen der Gesetzgebung einen anderweitigen Anspruch auf Absicherung im Krankheitsfalle bietet.

Da die Mitglieder der Glückskäfer-Versicherung in einer Solidargemeinschaft sein müssen, um aufgenommen zu werden, und sie ihre Krankenkosten über die Solidargemeinschaft abdecken sollen, sollen die Beitragskosten der Glückskäfer-Versicherung niedrig gehalten werden. Die Bilanzrechnung sieht für einen 30-Jährigen nach 5 Jahren einen Monatsbeitrag von 70 Euro vor.

Derzeit suchen die Glückskäferfreunde noch Menschen, die sich als Gründungsmitglieder mit 3.000 Euro beteiligen wollen.

Internetauftritt: www.glueckskaeferfreunde.de

Tags: Gesundheit
Filter schließen
Filtern nach:
Unsere beliebtesten Artikel
© Regenbogenkreis / Matthias Langwasser - Alle Rechte vorbehalten. Dieser Text und die enthaltenen Bilder unterliegen dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutz geistigen Eigentums. Dieser Artikel darf ohne Genehmigung weder kopiert oder veröffentlicht werden. Eine Verlinkung direkt auf die jeweilige Text-Seite sowie das Teilen in sozialen Netzwerken sind erlaubt und erwünscht.
Bitte gib die Zahlenfolge in das nachfolgende Textfeld ein:

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.

  • Blog: Solidargemeinschaften – Alternative Gesundheitsvorsorge | Regenbogenkreis

    INFO: :-)
    https://www.business-leaders.net/solidargemeinschaften-gesetzlich-anerkannt-3-weg-in-krankenabsicherung/
    Durchbruch für die alten Solidargemeinschaften zur Krankheitsabsicherung: Am 8. Juni 2021 trat das Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungsgesetz (DVPMG) in Kraft, das am 6. Mai 2021 vom Bundestag beschlossen und am 28. Mai 2021 vom Bundesrat gebilligt wurde.
    Der Paragraf 176 des DVPMG stellt alle vor dem 21. Januar 2021 bestehenden Solidargemeinschaften einer Versicherung in einer gesetzlichen (GKV) oder privaten Krankenversicherung (PKV) „als anderweitige Absicherung im Krankheitsfall“ gleich. Sie sind somit als dritter Weg in der Krankenabsicherung gesetzlich anerkannt.

  • Solidargemeinschaften – Alternative Gesundheitsvorsorge

    Diese Infos über Solidargemeinschaften sind sehr gut recherchiert, aber teilweise nicht mehr aktuell . Gibt nichts vergleichbares im Internet .
    Danke dafür !

  • Solidargemeinschaften – Alternative Gesundheitsvorsorge

    Es gibt ja durchaus Alternativen zum bestehenden Krankenkassensystem. Zum Beispiel hier:

    https://deutsche-heilfuersorge.org/details-1157/gesunde-alternative-zu-herk%C3%B6mmlichen-krankenkassen.html

Erfahre hier, wie wir bereits
2.147.483.647m²
Regenwald schützen konnten!