Hausgemachtes Superfood: So ziehst Du Sprossen selbst

Sprossen sind ein wahres Wunder an Nährstoffen. Aus einem getrockneten und somit sehr gut lagerfähigem Gut kann jeder in kurzer Zeit eine vitalisierende Zutat für die tägliche Ernährung herstellen. Alles, was Du für die eigene Sprossenzucht benötigst, findest Du in einem gut sortierten Haushalt. Eine weitere gute Nachricht ist, dass es beim Züchten nicht einmal auf die Jahreszeit ankommt: Mit Deiner eigenen Sprossenplantage auf der Fensterbank stehen Dir das ganze Jahr über frische Zutaten für Deinen Speiseplan zur Verfügung.

Sprossen sind aktivierte Samen

Das gleiche Prinzip, das bei der Aktivierung von Nüssen greift, liegt auch dem Ziehen von Sprossen zugrunde. In der asiatischen Küche ist diese simple, doch wundersame Methode zur Vermehrung von Nährstoffen bereits seit über 5000 Jahren verbreitet. Die Idee dahinter ist ganz einfach: Man regt die Keimsaat durch den Kontakt mit Wasser zum Sprießen an und lässt ihr anschließend eine gewisse Zeit, um zu wachsen. So kann man aus einem sehr gut lagerfähigem Produkt eine frische und hoch gesunde Zutat zur Verfeinerung diverser Mahlzeiten erstellen.

Sprossen Komposition

Eine Komposition, die Appetit macht und Lebenskraft spendet!

Zur Züchtung von Sprossen eignen sich die verschiedensten Saaten. Besonders beliebt sind Kresse, Brokkoli und Alfalfa, aber auch Sonnenblumenkerne, Linsen oder Kichererbsen können zu Wachstum und somit zur Potenzierung ihrer gesunden Inhaltsstoffe angeregt werden. Dazu brauchst Du die trockene Saat nur eine Zeit lang in Wasser einweichen und ihr anschließend ein wenig Wärme gönnen. Durch das Einweichen im Wasser bekommt die Saat das Signal zum Auskeimen. Zur Unterstützung des Wachstums findet dann geradezu eine Explosion der Nährstoffe in dem kleinen Samen statt: Es entsteht ein echtes Powerfood mit vielen Vitaminen, Enzymen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Gleichzeitig nimmt der Gehalt an unverträglichen Stoffen, wie Phytinsäure, Proteaseinhibitoren und Hämagglutinine ab. Dadurch ist die Saat besser verdaulich und Hülsenfrüchte als Sprossen blähen deutlich weniger bis gar nicht mehr.

Ein weiterer sehr großer Vorteil von Sprossen ist, dass Du sie zuhause selbst ziehen kannst und zwar zu jeder Jahreszeit. So stehen Dir selbst im Winter ganz frische Zutaten in der Küche zur Verfügung. Denn etwas noch Frischeres als eine noch im Wachsen begriffene Pflanze kann wohl kaum auf den Teller kommen. Dabei ist das Rohprodukt, die trocken abgepackte Keimsaat, sehr haltbar und kann oft über Jahre hinweg im Vorrat bleiben, ohne an Qualität einzubüßen.

In Sprossen explodieren die Nährstoffe

Nie wieder enthält eine Pflanze eine so hohe Konzentration an Nährstoffen wie während der Keimzeit. So soll der Vitamin B2-Gehalt um 65%, der Vitamin E-Gehalt sogar um bis zu 116% ansteigen. Je nachdem, wie lange der Keimprozess andauert, nehmen die Vitamine B1 und C zwischen 111% und 463% zu. Die essentielle Aminosäure Lysin soll sich während der Keimung von beispielsweise Weizensaat ebenfalls um bis zu 50% vermehren. Und dies sind nur ein paar ausgewählte Beispiele, die in ähnlichem Maße auch auf weitere Inhaltsstoffe wie Vitamin B9 (Folsäure), Niacin, Eisen, Zink, Kalzium, Magnesium und andere essentielle Aminosäuren wie Methionin und Threonin übertragen werden können. Ganz nebenbei liefern Sprossen eine große Menge an Ballaststoffen und lebendigen Enzymen, die grundlegend für einen funktionierenden Stoffwechsel und die Reparaturmechanismen in der Zelle sind.

Beim Ziehen von Sprossen kannst Du aus einer bunten Vielfalt von Saaten auswählen. Es können alle möglichen Arten von Hülsenfrüchten wie Linsen, Bohnen oder Erbsen verwendet werden. Auch Gräser wie Weizen oder Dinkel wachsen hervorragend auf der heimischen Fensterbank, wobei man hier schon eine große Menge benötigt, um eine erwähnenswerte Ernte zu erhalten. Für Leute mit weniger Platz in der Wohnung gibt es deswegen auch fertiges Graspulver zu kaufen, das ideal zum Entsäuern und zum Aufbau frischer Lebensenergie geeignet ist. Für mehr Vielfalt in der Sprossenwelt sorgen die sogenannten Pseudogetreide wie Quinoa oder Amaranth. Nicht zuletzt kann man auch aus Sonnenblumenkernen einen bunten Nährstoff-Cocktail ziehen.

An dieser Stelle soll ein kleines Beispiel für die geballte Kraft von Sprossen angebracht werden: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Brokkoli eine ganz besondere Bedeutung bei der Behandlung von Krebs haben kann. Er enthält nämlich ein Senföl, das sogenannte Sulforaphan, das eine starke Wirkung gegen aggressive Tumorzellen besitzt. Nun sind in nur 30 g Sprossen der Art Broccoli Calabrese genauso viele dieser Antioxidantien enthalten, wie in 1,5 kg Brokkoligemüse!

Sprossen selbst züchten – das Material

Sprossen selbst ziehen

Knackige Mungbohnen-Keime auf einem Keimglas-Siebverschluss.

In Anbetracht einer so großen Auswahl an Keimsaaten findet sicherlich jeder das Passende für seinen Geschmack. Generell kommen bei Sprossen alle möglichen Geschmacksrichtungen von süßlich über herb bis bitter vor. Als Faustregel gilt, dass die Süße mit der Dauer des Sprießens zunimmt. Möchtest Du nun zuhause selbst Sprossen ziehen, brauchst Du nur ein paar wenige Utensilien, die in jedem gut sortierten Haushalt zu finden sind. Natürlich gibt es inzwischen auch speziell entwickelte Keimgeräte in verschiedenen Preisklassen für Leute, die es etwas professioneller angehen möchten. Für den einfachen Hausgebrauch tun es auch Keimgläser, die Einmachgläsern sehr ähnlich sind, aber statt eines Deckels ein Sieb zum Verschließen haben. Ansonsten kannst Du tatsächlich ein größeres Einmachglas benutzen und als Verschluss eine Mullbinde oder eine Baumwollwindel mit Gummiband befestigen. Für ganz kleine Saaten wie Kresse eignet sich eine flache Schüssel oder gegebenenfalls ein feuchtes Küchenpapier.

So gehst Du beim Sprossenziehen vor

Um der Verseuchung durch Schimmel oder ähnliche Keime vorzubeugen, sollte das Sprossenglas vor der Verwendung mit Wasser ausgekocht werden. Danach legst Du die Saat in Wasser ein. Je nach Größe reichen bereits ein paar Stunden aus. Üblich ist es, eine Nacht lang einzuweichen oder bei großer, harter Saat, wie zum Beispiel Kichererbsen, bis zu einem Tag. Anschließend kippst Du das Wasser weg und spülst die Saaten ordentlich durch. Nach dem Spülen bleibt die Saat im Glas, welches Du dann am besten kopfüber schräg auf eine Schüssel oder einen Teller stellst. Das Sieb oder die grobmaschige Textilie erlauben, dass das restliche Wasser weiter abtropfen kann.

Nun stellst Du das Ganze an einen warmen Ort. Zu heiß sollte es nicht sein, da die Schimmelgefahr sonst zu groß wird. Aus demselben Grund sollten die Sprossen täglich 2 bis 3mal gespült werden. Es dauert zwischen einem Tag und einer Woche, bis Du ernten kannst. Die Keimdauer hängt von der Saat ab und davon, ob Du auch ein wenig Blattgrün haben möchtest. Bei der Menge an Keimsaat ist zu berücksichtigen, dass sich das Volumen durch das Sprießen schnell vervielfacht. Also verwendest Du besser immer ein sehr großes Glas mit eher wenig Saat.

Kleine Saaten können auf einem Küchenpapier gezogen werden, welches Du regelmäßig leicht befeuchtest. Auch hier ist es wichtig, dass es nicht zu warm wird und die Umgebung möglichst keimarm ist. Findest Du bei kleinen Saaten wie Kresse oder Radieschen während des Sprießens kleine weiße Härchen ausschließlich im Wurzelbereich, so ist dies unbedenklich. Es handelt sich dabei lediglich um kleine Wurzeln zum Wassersuchen und nicht um Schimmel.

Guten Appetit!

Mit den fertigen Sprossen können viele Gerichte verfeinert werden. Als nussige Beilage auf dem Salat oder Brot sind sie eine echte Delikatesse. Du kannst sie auch mit in den morgendlichen Smoothie mixen. Ich streue sie eigentlich auf alles, was ich so esse. Besonders gut schmecken sie mir morgens im Müsli oder als knackige Beilage auf Linsengerichten. Lediglich Sprossen aus Kichererbsen solltest Du nie direkt roh verzehren, da bei ihnen die Proteaseinhibitoren während der Keimung vermehrt werden. Daher ist vor dem Essen ein kurzes Blanchieren angesagt.

Besonders lange lassen sich Sprossen nicht aufbewahren, weswegen Du am besten kontinuierlich kleine Mengen säst und immer frisch erntest. Für wenige Tage können die Sprossen notfalls auch in einem geschlossenen Behälter oder in einer Schüssel mit feuchtem Tuch abgedeckt im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Und was sind denn Deine Lieblingssprossen?


Quellen:

1. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/sprossenzucht-ia.html
2. http://sprossenmanufaktur.de/sprossen.htm
3. http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/sprossen-naehrstoffe-von-der-fensterbank-a-1010716.html

 

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